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Hypo Börsenblick

14.04.2025
Dollar und US-Staatsanleihen im Ausverkauf

 

Zollchaos belastet USD, Renditen und Gold steigen

Der USD verlor am Donnerstag und Freitag nochmals deutlich gegenüber dem Euro an Wert. Der EUR/USD-Wechselkurs stieg von 1,10 auf zeitweise über 1,14. Die Renditen von 10j. US-Staatsanleihen zeigten sich erneut sehr volatil und kletterten in der Spitze auf knapp 4,6 %. Am Freitagabend erholten sich die Treasury-Renditen wieder etwas und beendeten den Tag bei 4,46 %. Der Gold-Preis profitierte von der hohen Unsicherheit und markierte mit 3.230 USD ein neues Allzeithoch. Von der kurzzeitigen leichten Entspannung an den Märkten durch die Aussetzung von Teilen der reziproken Zölle am Mittwochabend ist nur noch wenig übriggeblieben. Am Donnerstag erhöhten die USA ihren Zollsatz gegenüber China auf 145 %. China kündigte daraufhin als Vergeltungsmaßnahme an, die Zölle auf alle US-Waren von 84 % auf 125 % zu erhöhen. Die chinesische Regierung warnte zudem, dass sie "entschlossen zurückzuschlagen und bis zum Ende zu kämpfen" plane, falls die USA weiterhin chinesische Rechte und Interessen verletzten. Am Wochenende nahm die US-Regierung Smartphones, Laptops und andere wichtige Elektronik von den Sonderzöllen gegen zahlreiche Länder - darunter China - wieder aus. Grund hierfür dürfte vermutlich die Sorge vor einem Aufschrei in der US-Bevölkerung über stark steigende Preise gewesen sein. Die Ausnahme ist eine große Erleichterung für amerikanische Anbieter von Computertechnik, die ihre Geräte größtenteils in Asien herstellen lassen.

 

USD: Status als Weltreservewährung in Gefahr?

Grund für die ausgeprägte Schwäche des US-Dollars dürften Sorgen sein, dass der Status der US-Währung als Weltreservewährung durch den eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China erodieren könnte. Der Rückgang des Dollars wird derzeit als Indikator für eine globale "Verkauf Amerika"-Stimmung wahrgenommen. Der US-Dollar als Reservewährung wird bisher von zwei Faktoren gestützt: hohe Liquidität und hohes Vertrauen. Letzteres beinhaltet nicht nur die herkömmliche Kreditwürdigkeit, sondern auch eine verlässliche Wirtschafts- und Finanzpolitik. Und daran sägt Trump gerade mit aller Macht. Aber in Anbetracht einer fehlenden Alternative dürfte der Dollar bis auf Weiteres wohl eine gefragte Währung bleiben.

 

US-Verbraucher verlieren Vertrauen

Der US-Verbraucher-Stimmungsindex der Universität Michigan verzeichnet einen erneuten dramatischen Einbruch und erreicht ein nahezu dreijähriges Tief, während die Inflationserwartungen sowohl kurz- als auch langfristig auf mehrjährige Höchststände steigen. Der vorläufige Stimmungsindex für April sank um 6,2 Punkte auf 50,8 und markiert damit den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Ökonomen hatten auf Basis einer Bloomberg-Umfrage, die eine breite Spanne von Schätzungen aufwies, einen Rückgang auf 53,8 prognostiziert. Die US-Verbraucher rechnen damit, dass die Preise in den nächsten fünf bis zehn Jahren jährlich um 4,4 % steigen werden, was den höchsten Wert seit 1991 darstellt und einen Anstieg von 4,1 % im vergangenen Monat bedeutet, wie die am Freitag veröffentlichten Daten zeigen. Für das kommende Jahr erwarten die US-Konsumenten einen Preisanstieg von 6,7 %, den höchsten Wert seit 1981. Im März lagen die Inflationserwartungen für das kommende Jahr bei 5 %. Etwa zwei Drittel der Befragten erwähnten spontan Zölle während der Interviews für die Umfrage, teilte die Universität Michigan mit.

11.04.2025
Ruhe vor dem Sturm an der Inflationsfront

 

US-Preise fallen überraschend

Gestern nachmittag meldete das US-Arbeitsministerium, dass die US-Konsumentenpreise im März um 0,1 % gegenüber dem Vormonat gesunken sind. Der ohne die volatilen Gütergruppen Nahrungsmittel und Energie berechnete Index legte im Monatsvergleich lediglich um 0,1 % zu. Dies war eine Riesenüberraschung. Alle der zuvor von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte hatten eine größere Zahl auf ihrem Zettel. So sind beispielsweise die Preise für neue Kraftfahrzeuge nur um 0,1 % im Monatsvergleich angestiegen, und die Preise für Gebrauchtwagen fielen sogar um 0,7 % gegenüber dem Vormonat. Dies passt aber nicht zu den Berichten, dass viele US-Verbraucher die Showrooms der Autohäuser im Vorfeld der Zollerhöhungen leergekauft haben sollen. 

 

Heute US-Konsumentenstimmung

Heute nachmittag wird der von der University of Michigan erhobene Index der Konsumentenstimmung für April 2025 veröffentlicht werden. Nach Schätzung der Landesbank Baden-Württemberg wird sich die Stimmung den vierten Monat in Folge eingetrübt haben. Mindestens ebenso spannend wird sein, wie sich die drankonischen Erhöhungen der US-Einfuhrzölle in den langfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher niederschlagen. Diese kletterten im März auf 4,1 % und markierten damit ihr höchstes Niveau seit Februar 1993. 

 

Fed hält die Füße still

Die Präsidentin der Federal Reserve of Dallas, Lorie Logan, sprach gestern darüber, dass zollbedingte Preiserhöhungen die Inflation weiter anheizen könnten und dass es wichtig sei, dies zu verhindern. Der geldpolitische Kurs der US-Notenbank sei gut positioniert. Einen Tag zuvor hatten sich die Präsidenten der Fed-Minneapolis und der Fed-St. Louis ähnlich geäußert.

10.04.2025
Trump packt den Zollhammer wieder ein

 

Rolle rückwärts

US-Präsident Donald Trump legte gestern Abend die eine Woche zuvor im Rahmen des Tags der Befreiung verkündeten reziproken Zölle für zunächst 90 Tage wieder auf Eis. Das Moratorium soll allerdings nur für diejenigen Länder gelten, welche bislang noch keine Gegenmaßnahmen verkündet haben und Bereitschaft zu Verhandlungen zeigen. Zudem betrifft es lediglich die jeweiligen Länderaufschläge. Der in der vergangenen Woche verkündete Mindestzuschlag auf die bisher geltenden Zollsätze in Höhe von 10 % bleibt somit bestehen. Dieses Vorgehen gelte laut Finanzminister Scott Bessent explizit auch für Kanada und Mexiko, welche auf der am Liberation Day gezeigten Ländertafel nicht aufgeführt waren. Von der Pause ausgenommen sind allerdings die sogenannten sektoralen Zölle, also die Strafzölle auf Einfuhren von Autos sowie die Abgaben auf Stahl und Aluminium.

 

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Gegenüber China drehte Trump gestern jedoch weiter an der Eskalationsspirale. Aber der Reihe nach: Am Tag der Befreiung hatte er zu den ohnehin schon bestehenden Zollsätzen auf Importe aus der Volksrepublik in Höhe von 20 % Zusatzzölle im Umfang von weiteren 34 Prozentpunkten bekanntgegeben. Dies ließ sich die chinesische Regierung nicht bieten und beschloss gemäß dem Motto Auge um Auge, Zahn um Zahn Importe aus den USA ebenfalls mit Zusatzzöllen im selben Umfang zu belegen. Dies brachte Trump in Rage, welcher der Volksrepublik daraufhin nochmalige Strafzölle in Höhe von weiteren 50 Prozentpunkten aufbrummte. Weil diese seitens China erneut gekontert wurden, legte Trump nochmals nach und erhöhte die Zölle für Importe aus China in die Vereinigten Staaten mit sofortiger Wirkung auf 125 %.

 

Achterbahnfahrt an den Märkten

Gingen DAX und Euro Stoxx 50 gestern noch mit Abschlägen in Höhe von 3,0 % bzw. 3,2 % aus dem Handel, schossen die US-Aktienindizes mit Trumps Ankündigungen so massiv nach oben wie selten zuvor. Der S&P 500 legte um 9,5 % zu, der technologielastige Nasdaq 100 sogar um 12,0 %.

09.04.2025
Nur einmal Luft geholt

 

Börsen bleiben unter Druck

Die am Vortag begonnene Erholung der US-Börsen setzte sich am Dienstag zunächst fort, verlor jedoch bald an Dynamik. Kurz vor dem Inkrafttreten neuer US-Strafzölle am Mittwoch schwand der Mut vieler Anleger  auch deshalb, weil die Nachrichtenlage zum Thema Zölle erneut negative Signale sendete. Besonders die Zuspitzung des Handelskonflikts mit China belastete die Stimmung. Da Peking keine Bereitschaft zu Zugeständnissen zeigte, erhöhte der US-Präsident die zusätzlichen Zölle auf Importe aus China auf 104 %. Rechnet man die bereits bestehenden produktbezogenen Zölle hinzu, steigt der durchschnittliche Zollsatz für chinesische Waren auf nahezu 125 %. Die neuen Zölle sollen um Mitternacht in Kraft treten. Der Dow-Jones-Index schloss 0,8 % tiefer bei 37.646 Punkten. Der S&P 500 verlor 1,6 %, der Nasdaq Composite gab um 2,1 % nach. Vorbörslich starten die DAX-Futures mit Verlusten in den frühen Mittwochmorgen. Aktuell notiert der Juni-Kontrakt 806 Punkte im Minus bei 19.636 Zählern. Ein Minus von 3,94 %.

 

Zolldekrete drücken den Ölpreis

Seit Donald Trumps Zollankündigung fielen die Ölpreise der europäischen Sorten Brent und der US-Sorte WTI um bis zu 17 %, bevor sie sich auf niedrigem Niveau stabilisierten. WTI rutschte erstmals seit 2021 unter 60 USD pro Barrel. Hauptgrund ist die Sorge um die weltweite Konjunktur infolge des Handelskonflikts. Dier LBBW erwartet für 2025 ein um 100.000 Barrel pro Tag (bpd) geringeres Wachstum der Ölnachfrage im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem beschloss die OPEC+, ihre Förderung im Mai um 441.000 statt wie geplant um 135.000 bpd zu erhöhen. Saudi-Arabien senkte zudem den Verkaufspreis für asiatische Kunden so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. An den Optionsmärkten stiegen die Prämien für Absicherungen gegen weitere Preisrückgänge auf ein Drei-Jahres-Hoch. Am Terminmarkt ist dennoch eine leichte Backwardation zu verzeichnen. Der WTI-Preis zur Lieferung in einem Jahr liegt bei etwa 58 US-Dollar. Neue US-Förderprojekte lohnen sich jedoch vermutlich erst ab etwa 65 USD, was das Angebot zusätzlich begrenzen dürfte.

 

Heute im Fokus

Auf dem heutigen makroökonomischen Kalender steht nur ein relevanter Termin: Um 20:00 Uhr unserer Zeit werden die sogenannten "FOMC Minutes" veröffentlicht. Dabei handelt es sich um das Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank Fed. Das Dokument gibt Einblicke in die Einschätzungen der Notenbankmitglieder zu konjunkturellen Entwicklungen und deren Einfluss auf künftige Zinsentscheidungen. Bei der letzten Sitzung Mitte März hatte die Fed ihren Leitzins unverändert belassen.

 

08.04.2025
Suche nach Halt

 

Null-für-Null-Zölle - vermutlich nicht

Elon Musk hatte sich am Wochenende für eine Freihandelszone ohne Zölle zwischen Europa und Nordamerika ausgesprochen. Er wich damit von der Linie des US-Präsidenten Donald Trump ab. Mehr noch: Er lieferte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Vorlage, die sie dankbar aufgriff. Sie schlug gestern vor, die EU und die USA sollten gegenseitig alle Zölle auf Industriegüter aufheben. Sie spielte damit den Ball zurück ins Spielfeld der USA. Die Absage von Trump ließ nicht lange auf sich warten. Das war wohl zu erwarten, denn die "reziproken Zölle" der USA wurden ja gerade nicht so gewählt, dass nach ihrer Einführung die gegenseitig erhobenen Zölle gleich hoch sind. Nein, es geht um das Ergebnis, sprich: Es geht um das US-amerikanische Defizit im Warenhandel. Das würde gegenüber der EU sicherlich nicht verschwinden, wenn beide Seiten ihre Zölle einfach abschaffen würden. Immerhin: Peter Navarro, Handelsberater im Weißen Haus, nannte den EU-Vorschlag einen guten Anfang. Aber es ginge auch um "nichttarifären Betrug". Die Handelsminister der EU-Staaten waren bei ihrem gestrigen Treffen bemüht, Geschlossenheit zu zeigen. Sie verfolgen ohnehin eine Sowohl-Als-Auch-Strategie und signalisieren einerseits Verhandlungsbereitschaft und andererseits die Bereitschaft, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zudem ist die EU aus Sicht der LBBW bemüht, das Tempo aus der Eskalationsspirale herauszunehmen.

 

Eskalation zwischen USA und China

Zwischen den USA und China dreht sich die Eskalationsspirale dagegen in atemberaubender Geschwindigkeit. China gebe sich keinen Illusionen mehr hin, einen baldigen Deal mit den USA zu erreichen. Das war Montagmorgen in der Zeitung der Kommunistischen Partei zu lesen. Vergangenen Freitag hatte die chinesische Regierung als Vergeltung für die US-Zölle ihrerseits einen Zoll von 34 % auf Importe aus den USA verhängt. In Reaktion hierauf drohte Trump gestern, noch einmal einen Zollsatz von 50 % zusätzlich auf die schon bestehenden Zölle aufzuschlagen, sollte China seine Vergeltungsmaßnahme nicht zurücknehmen. Dazu gab ihnen Trump bis heute Zeit. Ansonsten würde der 50 %-Aufschlag ab morgen (9. April) gelten. Vermutlich wird es dazu auch kommen, denn China kündigte bereits an, in diesem Fall weitere Gegenmaßnahmen ergreifen zu wollen. Man werde "bis zum Ende kämpfen".

 

Orientierungssuche an den Märkten

Wenig verwunderlich begann die neue Woche mit einem äußerst nervösen Handelstag an den Finanzmärkten. Die europäischen Aktienmärkte verbuchten erneut kräftige Verluste. Die US-Indizes beendeten den Tag nach volatilem Handel nahezu unverändert. Heute früh notiert der japanische NIKKEI 225 gut 5 % im Plus. Chinesische Aktienindizes zeigen sich zwar stabil, aber kaum erholt. Die Futures-Kurse deuten auf einen freundlichen Handelsstart an den europäischen Aktienbörsen. Interessant ist derweil die Reaktion der Rentenmärkte. Während in den vergangenen Tagen die Risikoaversion der Marktteilnehmer die Renditen erstklassiger Staatsanleihen sinken ließ, stellte sich gestern im weiteren Tagesverlauf ein deutlicher Renditeanstieg ein. Trotz niedrigem Ölpreis überwogen hier offenbar die Sorgen, dass die Zollstreitigkeiten die Inflation ansteigen lassen.

07.04.2025
Der Ausverkauf hat begonnen

 

Aktienmärkte im freien Fall

Vergangene Woche blätterte US-Präsident Trump in seinem Drehbuch zur US-Volkswirtschaft eine Seite weiter. Publikumswirksam verkündete er, dass die Zollsätze für alle Waren, die in die USA kommen, mindestens 10 % betragen. In vielen Fällen liegen sie weit darüber; für die EU gelten 20 %, für China 34 %. Die Finanzmärkte implodierten. Der Euro übersprang die Marke von 1,11 US-Dollar. Der Preis für Rohöl büßte seit Monatsbeginn um 14,3 % ein. Besonders heftig war die Reaktion der Aktienmärkte: Der S&P 500 verlor allein am Freitag 6 %.

Die Anti-Handelspolitik der US-Regierung katapultiert das gesamte Segment der US-Industrieunternehmen aus den weltweiten Liefernetzwerken heraus. Zulieferungen bleiben aus: Stillstand zwischen Alaska und Alabama buchstäblich „über Nacht“. Stellantis hat aktuell 900 Mitarbeitende in den Vereinigten Staaten freigestellt und schließt Werke in Kanada und in Mexiko. Wie lange kann ein Unternehmen unter den Bedingungen des Jahres 2025 eine solche Situation durchhalten? 

Mangel an Produktion, Gegenzölle anderer Länder, Boykottaufrufe: Die Umsätze bleiben aus. Derweil wollen Maschinen und Anlagen finanziell bedient werden. Da wird die Luft schnell dünn, zumal bei einbrechenden Aktienkursen. Die Eigentümer betroffener US-Industriebetriebe werden versuchen zu retten, was zu retten ist. Das „Alte Geld“ in den USA, traditionell der Demokratischen Partei verpflichtet, wird seine Beteiligungen abstoßen wollen, eher über kurz als über lang. Das „Neue Geld“ wird bereitstehen: speziell Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Tech-Branche, die Donald Trump bei dessen Vereidigung im vergangenen Januar die Treue schworen. 

China hat angekündigt, seinerseits die Zollsätze auf US-Waren zu erhöhen, zunächst um 34 Prozentpunkte. Andere Länder wie beispielsweise Vietnam, Taiwan, Israel und Indien signalisierte hingegen eine Gesprächsbereitschaft mit den USA, um in weiterer Folge Handelsabkommen abschließen zu können. Fed-Chef Powell gab am Freitag zu Protokoll, die US-Notenbank beobachte die Inflationswirkungen der US-Wirtschaftspolitik genau. Zwischenzeitlich ist die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Zinsenkung im Mai auf 60 % angestiegen. Fallende Zinsen könnten die Möglichkeit einer sanften Landung der US-Wirtschaft begünstigen. 

 

04.04.2025
Ein Meer an Rot auf den Aktienmärkten

 

Tag eins unter neuem US-Zollregime

Während im Weißen Haus der "Tag der Befreiung" gefeiert wurde, spielte sich an den Märkten eine andere Story ab. Ein Minus von 5 % im S&P 500, ein Einbruch des Nasdaq um 6 %, Schwäche bei US-Renditen auf breiter Front und ein US-Dollar unter Abgabedruck. Apple verzeichnete mit mehr als -9 % sogar den stärksten Einbruch seit März 2020. Bereits Stunden zuvor schlossen die europäischen Börsen tief im Negativen. Auch die Rohstoffmärkte gaben aus Angst vor einer globalen Rezession deutlich nach. Welche Auswirkungen die Zolllawine aus den USA am Ende aber tatsächlich haben wird, steht noch in den Sternen. Manche Beobachter gehen weiterhin davon aus, dass Trump die Zölle rasch wieder senken wird, sollten andere Staaten zu umfassenden Zugeständnissen bereit sein. Dagegen spricht jedoch, dass der US-Präsident regelmäßig betont, die zu erwartenden Zolleinnahmen zur Budgetsanierung und Finanzierung von Steuersenkungen heranziehen zu wollen. Aus dem Weißen Haus wird wohl auch in den nächsten Tagen dazu wenig Neues zu erwarten sein.

Als wäre dies nicht schon Unsicherheit genug, scheinen auch die weiteren Schritte der US-Notenbank unter Beobachtern zunehmend unklar. Morgan Stanley teilte seinen Kunden gestern mit, dass man in diesem Jahr keine weiteren Zinssenkungen mehr erwarte. Dies steht in krassem Gegensatz zur Ansicht der Schweizer UBS. Dort sieht man die Federal Reserve unter Zugzwang und erwartet nun satte vier Zinssenkungen bis Ende des Jahres. 

 

OPEC+ kämpft um Einigkeit

Inmitten des gestrigen Abverkaufs an den weltweiten Börsen ging eine Nachricht fast unter. Die wichtigsten erdölexportierenden Länder der Welt entschieden sich, die globale Ölproduktion ab Mai massiv auszudehnen. Die tägliche Fördermenge soll dann um 411.000 Barrel ausgedehnt werden. Das entspricht dem Dreifachen der ursprünglich geplanten Menge. Während die Entscheidung mit Blick auf den ohnehin unter Druck stehenden Ölpreis seltsam anmutet, war laut Berichten vor allem der Unmut Saudi-Arabiens über die nicht vorhandene Disziplin anderer Ölexporteure ausschlaggebend für den jetzigen Schritt. Denn seit Monaten halten sich Länder wie Kasachstan oder der Irak nicht an die vereinbarten Fördergrenzen der OPEC+-Staaten und untergraben damit aus Sicht der Saudis die Marktmacht der Organisation. In Riad scheint man auf die Hoffnung zu setzen, dass ein Preiskrieg die Staaten zum Einlenken bewegt und sich der Ölpreis auf absehbare Zeit wieder erholt.

 

Wirtschaftsdaten nur sekundär

An diesem Freitag stehen zwar mit dem US-Arbeitsmarktbericht wichtige Wirtschaftsdaten an, wie viel Aussagekraft diese aber für den weiteren Konjunkturverlauf haben, steht auf einem anderen Blatt. Aufmerksam hinhören werden Marktteilnehmer hingegen bei der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell heute Abend europäischer Zeit. Bis vor Kurzem stellte der Notenbank-Chef noch den temporären Charakter der US-Zölle auf die Inflationsentwicklung in den Vordergrund. Spannend wird nun sein, inwiefern sich das Narrativ angesichts der jüngsten Zolleskalation verändert und ob Powell eher die Inflationsrisiken oder die Wachstumsrisiken hervorheben wird.

03.04.2025
Donald Trump holt den Zollhammer raus

 

Zollerhöhung größer als befürchtet

Donald Trump begann gestern Abend seine Rede im Rosengarten des Weißen Hauses mit einer Litanei an Beispielen, wie die Vereinigten Staaten von anderen Staaten vermeintlich im Handel übervorteilt werden. Danach wiederholte er, dass die US-Einfuhrzölle für Kraftfahrzeuge um 25 %-Punkte erhöht werden. Der US-Präsident fuhr mit der Ankündigung reziproker Zölle gegenüber mehr als 50 Handelspartnern fort. Dabei sagte Donald Trump, er werde diesen Staaten jedoch nur die Hälfte der Zölle auferlegen, welche diese Staaten auf US-Einfuhren erheben. Die Krux dabei ist jedoch, wie dieser Zollsatz der Handelspartner berechnet wurde. Auf die EU sollen nach Aussage von Donald Trump US-Einfuhrzölle in Höhe von 20 % zukommen. Vorherige Simulationen von Zollexperten kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass reziproke US-Einfuhrzölle den durchschnittlichen Zollsatz für US-Importe aus der EU nur um wenige Prozentpunkte erhöhen würden. Neben den erwähnten reziproken Zöllen soll ein genereller US-Zollsatz in Höhe von 10 % gelten. Nach seiner Rede blieben jedoch viele Fragen offen, so ist unklar, ob die reziproken Zölle noch auf den allgemeinen Zollsatz aufgeschlagen werden. Ferner stellt sich die Frage, ob der neue Einfuhrzoll für die EU einen allgemeinen Zollsatz oder einen Durchschnittsatz darstellt. Dabei sollen die reziproken Zollsätze dem Vernehmen nach - auch das ist unklar - bereits ab dem 9. April gelten. Mexiko und Kanada fanden in seiner Rede keine Erwähnung. Nach ersten Berechnungen der Rating-Agentur Fitch wird der durchschnittliche Satz der US-Einfuhrzölle durch die Maßnahmen von Donald Trump von 2,5 % im Jahr 2024 auf 22,0 % im Jahr 2025 ansteigen. Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Tage mehr Klarheit bringen werden. Im Ergebnis haben die nun angekündigten Zollerhöhungen die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Dementsprechend drehten die Terminnotierungen für US-Aktien nach Bekanntgabe der neuen Zölle gen Süden. In Japan gab der Nikkei 225 rund 3 % nach und verzeichnete damit ein 8-Monatstief.

 

Isabel Schnabel plädiert für Eurobonds

Die als einflussreich geltende EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte gestern auf einer Veranstaltung in Paris, dass es Zeit sei, wieder über gemeinsame Schulden im Euroraum zu sprechen. Politische Entscheidungsträger sähen eine Gelegenheit, die Rolle des Euro in der globalen Wirtschaft zu stärken. Es gebe eine "einzigartige Chance", das internationale Ansehen der Gemeinschaftswährung zu fördern, und der Kontinent solle darüber nachdenken, wie dies erreicht werden könne.

 

Größerer US-Stellenaufbau im März

Dies berichtet zumindest das Personaldienstleistungsunternehmen ADP. Gemäß seiner Erhebung wurden in der US-Privatwirtschaft im März 155 Tausend neue Stellen geschaffen, nach 85 Tausend im Februar. Die mit Spannung erwarteten offiziellen Arbeitsmarktdaten werden am Freitagnachmittag veröffentlicht werden. Die US-Absätze von Kraftfahrzeugen fielen im März auch überraschend gut aus. Es wurde im Monatsvergleich ein Plus von 12 % verzeichnet. Hierbei dürfte es sich jedoch angesichts der absehbar höheren Kfz-Preise infolge der Zollankündigungen um einen Vorzieheffekt handeln.

02.04.2025
Die Ruhe vor dem Liberation Day

 

Europäische Indizes legen kräftig zu

Bevor US-Präsident Donald Trump am heutigen Mittwoch, dem "Tag der Befreiung", die Höhe künftiger Zölle gegen die Handelspartner verkünden wird, fragten die europäischen Marktteilnehmer am gestrigen Dienstag noch einmal kräftig nach. Der DAX schloss mit einem Tagesplus von 1,7 % bei 22.539 Punkten, während der Euro Stoxx 50 um 1,37 % zulegen konnte und den Tag mit 5.320 Zählern beendete. Erklären lässt sich die Tagesbewegung vermutlich dadurch, dass der Markt ex ante bereits das Schlimmste hinsichtlich künftiger Strafzölle eingepreist hat und heute zumindest keine negative Überraschung mehr folgen sollte. Ebenso ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Börsianer den gestrigen Tag attraktiv für einen Wiedereinstieg hielten. Positive Signale kamen auch aus dem Reich der Mitte, da robuste Exportaufträge und eine kräftigere Inlandsnachfrage das Wirtschaftswachstum des chinesischen Industriesektors im März besonders positiv beeinflussten. Im Gegensatz dazu war die Stimmung an der Wall Street fast schon durchwachsen. Der S&P 500 drehte gegen Ende des Handelstages leicht ins Plus und schloss bei 5.633 Punkten.

 

 

Goldpreis steigt weiter

In Anbetracht der Gemengelage ist Gold, das traditionell als sicherer Hafen gilt, aktuell besonders gefragt. Da die mit der Zollpolitik Trumps einhergehende Gefahr eines Handelskrieges an den Aktienmärkten Rezessionssorgen schürt, erhoffen sich die Anleger derzeit durch die niedrige Korrelation zu Aktien eine reduzierte Portfoliovolatilität. Im Laufe des gestrigen Handelstages erreichte der Goldpreis ein neues Allzeithoch bei 3148 USD/Feinunze. In der Spitze verteuerte sich das Edelmetall um 0,8 %.

 

Heute Trumps "Tag der Befreiung"

Am heutigen Mittwoch stehen gleich zwei wichtige Termine auf der Agenda: Zum einen wird US-Präsident Donald Trump einmal mehr die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich ziehen. Geplant ist eine Pressekonferenz im Rosengarten vor dem Weißen Haus, im Rahmen derer der US-Präsident erläutern wird, welche Zölle in welchem Umfang und gegen welche Länder erhoben werden. Trump taufte den Tag außerdem auf den Namen "Liberation Day" bzw. "Tag der Befreiung" zu Deutsch. Auf der anderen Seite wird die EZB-Direktorin Isabel Schnabel heute Mittag eine Rede halten, die den Marktteilnehmern weitere Impulse hinsichtlich des geldpolitischen Pfades der EZB geben dürfte. Ebenso sollte der US-Arbeitsmarktbericht wichtige Impulse geben, der turnusgemäß am Freitag ansteht.

01.04.2025
Märkte weiter im Bann der Zollrisiken

 

Große Verunsicherung vor der Veröffentlichung der reziproken Zölle

Die globalen Aktienmärkte stehen weiter unter erheblichem Druck. Die Sorgen über die wirtschaftlichen Auswirkungen der bereits eingeführten und der noch angedrohten US-Zölle nehmen zu. Morgen um 15 Uhr Ortszeit wird US-Präsident Donald Trump im Rosengarten des Weißen Hauses die nächste Zollrunde zu reziproken Zöllen verkünden. Die angekündigten Maßnahmen sollen "länderbasierte" Zölle umfassen, wobei sektorale Abgaben zunächst nicht im Fokus stehen. Bereits am Sonntag hatte Trump angekündigt, dass die reziproken Zölle "alle Länder" betreffen würden, und damit Spekulationen zurückgewiesen, wonach die Maßnahmen zunächst beschränkt sein könnten. Die Unsicherheit über die ständig wechselnden Pläne des Präsidenten hat Befürchtungen ausgelöst, dass die neuen Zölle Lieferketten stören und die Preise für amerikanische Verbraucher erhöhen könnten. Diese Sorge hat einen wochenlangen Ausverkauf an der Wall Street verursacht, der sich bis Montag erstreckte. Nach anfänglichen Verlusten konnten sich US-Aktien gestern Abend wieder stabilisieren, heute Morgen liegen die US-Aktienfutures allerdings wieder im Minus. Die europäischen Aktienmärkte starteten am Montag mit Verlusten in die Woche. Der DAX verlor 1,3 %, der EuroStoxx 1,6 % an Wert. Der Goldpreis erreichte wieder einen neuen Rekordwert, während Staatsanleihen zulegten.

 

Deutschland: Inflation geht zurück

Die Inflation in Deutschland hat sich im März stärker verlangsamt als erwartet und nähert sich damit dem 2 %-Ziel der EZB. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 % (HVPI). Von Bloomberg befragte Ökonomen hatten einen Anstieg um 2,4 % prognostiziert. Sinkende Ölpreise und ein etwas stärkerer Euro könnten hier schon ins Gewicht gefallen sein. Auch der Rückgang der Inflation für die hochgewichteten Dienstleistungen (3,4 % nach 3,8 %) trug zum Rückgang bei. Berichte aus der vergangenen Woche zeigen, dass die Inflation in Frankreich und Spanien ebenfalls etwas geringer ausfiel als von Analysten erwartet. In Italien hingegen stiegen die Preise stärker als prognostiziert und überschritten erstmals seit 2023 die 2 %-Marke. Eine Erhebung für den gesamten Euroraum, die heute veröffentlicht wird, dürfte eine Abschwächung auf 2,2 % von zuvor 2,3 % zeigen. Die EZB-Vertreter sind sich noch uneinig darüber, welche Maßnahmen sie am 17. April ergreifen sollen. Dies liegt hauptsächlich an der unsicheren politischen Lage, die sie zwingt, die Auswirkungen globaler Handelsstörungen und umfangreicher fiskalischer Lockerungen in Deutschland zu berücksichtigen. Der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, warnte letzte Woche davor, bei der Bekämpfung der Inflation zu optimistisch zu sein. Einige EZB-Vertreter, die eine lockerere Geldpolitik bevorzugen, sprechen sich weiterhin für eine erneute Zinssenkung aus, da die Inflation nachlässt und die wirtschaftliche Aktivität durch die Zölle von Donald Trump gefährdet ist. Das LBBW Research rechnet in diesem Jahr mit insgesamt zwei weiteren Zinssenkungen. Für den EZB-Zinsentscheid im April zeigen Marktpreise eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung.

 

Goldpreis auf neuem Jahreshoch

Der Goldpreis ist 2025 bereits um 20 % gestiegen und hat dabei mindestens 15 Allzeithochs erreicht. Hauptgrund für den Anstieg ist die hohe Unsicherheit in Folge der Trumpschen Zollpolitik.

 

Ausblick

Neben den Inflationszahlen aus dem Euroraum dürften sich die Blicke der Investoren heute hauptsächlich auf die USA richten. Heute Nachmittag wird der ISM-Index für März für das Verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Die LBBW erwartet vor dem Hintergrund der Zollstreitigkeiten einen Rückgang des Index von 50,3 auf 48,5.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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