Publikationen

Hypo Börsenblick

02.07.2024
Deutsche Inflation niedriger als erwartet

Das Hauptthema zum Wochenbeginn war der Ausgang des ersten Wahlgangs der Parlamentswahl in Frankreich am Sonntag. Es gab keine großen Überraschungen. Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen fuhr wie erwartet große Stimmengewinne ein. Die absolute Mehrheit hat die Partei aber nicht sicher. Gewissheit bringt erst die Stichwahl am kommenden Sonntag. Der DAX reagierte zunächst mit deutlichen Gewinnen, gab aber im Tagesverlauf wieder etwas nach. Der Aktienindex beschloss den Handelstag letztendlich mit einem Plus von 0,30 %.

Der Renditeabstand von französischen zu deutschen Staatsanleihen sank am gestrigen Tag deutlich. Am vergangenen Freitag hatte der Risikoaufschlag für 10-jährige Laufzeiten mit 85 Basispunkten noch den höchsten Stand seit zwölf Jahren markiert. Am Montag schrumpfte diese Renditedifferenz um mehr als zehn Basispunkte. Auch für italienische Staatsanleihen fiel die Risikoprämie im Vergleich zu Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit spürbar. Am Freitag betrug der Risikoaufschlag vorübergehend über 160 Basispunkte, im Verlauf des gestrigen Tages war der Renditeabstand zeitweise über 20 Basispunkte niedriger.

Am Nachmittag richtete sich der Blick der Marktteilnehmer wieder auf makroökonomische Daten. Die deutsche Inflationsrate sank im Juni sogar etwas stärker als erwartet, und zwar von 2,4 % auf 2,2 %. Damit nähert sich die Teuerung wieder dem EZB-Ziel von 2 %. Im Vorfeld befragte Analysten hatten im Mittel mit einem Rückgang auf 2,3 % gerechnet. Die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) ging leicht von 3,0 % auf 2,9 % zurück. Bereits vorliegende Daten aus Frankreich und Spanien hatten ebenfalls eine Verringerung der Teuerungsrate gezeigt.

Jenseits des Atlantiks stand gestern der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe des Institute for Supply Management (ISM) auf der Agenda. Der Index fiel im Juni überraschend von 48,7 auf 48,5 Punkte und verharrt damit unter der Expansionsschwelle von 50 Zählern. Die Konsensschätzung der Analysten war von einem Anstieg auf 49,1 Punkte ausgegangen. Auch vom US-Bausektor gab es gestern keine guten Nachrichten. Die Bauausgaben sanken im Mai überraschend um 0,1 %.

Auf dem Makrokalender steht heute die Veröffentlichung der Inflationsdaten für den Euroraum. Wir prognostizieren eine Stagnation der Inflationsrate bei 2,6 %, wobei das Überraschungspotenzial nach der unerwartet niedrigen Inflation in Deutschland wohl auf der Unterseite liegt. Zudem erwarten uns Reden von EZB-Präsidentin Lagarde und Fed-Chef Powell beim jährlichen Symposium der EZB im portugiesischen Sintra. Bereits gestern hatte Christine Lagarde in ihrer Eröffnungsrede für das Symposium betont, dass die EZB nicht genügend Belege dafür hat, dass die Inflationsgefahren vorüber sind. Die EZB habe angesichts des robusten Arbeitsmarktes genug Zeit, die eingehenden Informationen zu bewerten. Dies könnte die Erwartungen befeuern, dass die Währungshüter erst einmal eine Pause bei den gerade begonnenen Zinssenkungen einlegen.

01.07.2024
Politische Börsen auf langen Beinen

Rassemblement National liegt nach Runde 1 in Führung Die gestrige Wahl in Frankreich brachte den erwarteten Erdrutscherfolg für den rechtspopulistischen Rassemblement National (RN). Seine Kandidaten bekamen rund 33 % der gültigen abgegebenen Stimmen. Die Kandidaten der linkspopulistischen "Neuen Volksfront" erzielten 28 % und für Macrons liberales Wahlbündnis entschieden sich 21 % der Wähler. Die konservativen Republikaner kamen auf 10%. Die Wahlbeteiligung lag mit über 60 % so hoch wie lange nicht mehr. Allerdings reichte es bislang nur in 75 der 577 Wahlkreise für einen direkten Einzug in die Nationalversammlung. Erst die Stichwahlen am kommenden Sonntag werden jetzt über die Zusammensetzung des Parlaments und somit über die neue Regierung entscheiden. In einer ersten Stellungnahme rief Frankreichs Präsident Macron die Wähler der Liberalen und Linken dazu auf, in der Stichwahl durch abgestimmtes Verhalten den jeweiligen Kandidaten des RN zu verhindern. Aus der Linken kam eine gleichlautende Forderung. Die Märkte haben sich noch nicht entschieden, wie das starke Abschneiden des RN zu werten ist. Die französischen Anleihefutures legten leicht zu, nachdem sie in den vorigen Handelswochen unter Druck gerieten. Die Entwicklung am Devisenmarkt wird derzeit auch von der Diskussion um den Gesundheitszustand von US-Präsident Joseph Biden beeinflusst.

Nach der katastrophalen Darbietung - Biden wirkte teils verwirrt - von US-Präsidenten Biden im TV-Duell mit seinem Amtsvorgänger und Herausforderer Donald Trump mehren sich die Stimmen, die einen Verzicht Bidens auf eine erneute Kandidatur fordern. Zu diesem Zeitpunkt ist es müßig, über Ersatzkandidaten zu spekulieren. Aber vermutlich hätte jeder Gouverneur eines US-Bundestaates - und davon gibt es immerhin 23 - eine bessere Figur als Biden gemacht. Die Frage ist dabei auch, inwieweit wäre das dem Wähler vermittelbar und mit welchem (Wirtschafts-) Programm träte ein solcher Kandidat an? Die Finanzmärkte dürften sich für die Antwort auf diese Fragen sehr interessieren.

28.06.2024
Biden vs. Trump: 0:1

Vor wenigen Stunden traten Joe Biden und Donald Trump zum ersten TV-Duell vor der US-Wahl 2024 an. Dabei dürfte das Ziel des Amtsinhabers vor allem gewesen sein, seine (körperliche wie geistige) Fitness zu beweisen. Mit seinem Auftritt konnte er die Sorgen vieler Amerikaner, er sei schlicht zu alt fürs Oval Office, aber nicht zerstreuen, im Gegenteil. Er wirkte fahrig und verlor bisweilen den Faden. Trump schlug sich deutlich besser.

Die gestern veröffentlichten Daten zu den Auftragseingängen in den USA kamen mit einem monatlichen Rückgang von 0,1 % etwas schwächer herein als erwartet. Dies schürte Zinshoffnungen und Konjunktursorgen gleichermaßen, weshalb die US-Renditen ein paar Basispunkte nachgaben. Die Aktienmärkte tendierten richtungslos, der S&P 500 legte um 0,1 % zu. Im Vorfeld der heute Nachmittag erwarteten Preisdaten wollten sich die Anleger nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen und größere Risiken eingehen. Die Musik spielte eher bei Einzeltiteln. Wasser in den Wein der Halbleiterhausse goss die Speicherschmiede Micron mit ihrem Umsatzausblick auf das vierte Geschäftsquartal. Die Anleger reagierten enttäuscht, die Aktie gab um 7 % nach, und dies, obwohl der avisierte Umsatz etwa der Konsenserwartung entsprach. Nachbörslich legte Nike seine Umsatzerwartungen für 2025 offen: Der Sportartikelkonzern befürchtet im kommenden Geschäftsjahr sinkende Umsätze. Die Nike-Aktie büßte im nachbörslichen Handel um 12 % an Wert ein.

Heute Nachmittag um 14:30 Uhr werden die PCE-Kernrate für den Monat Mai veröffentlicht. Nach 2,8% im April erwartet das LBBW Research einen Rückgang auf 2,6% im Vergleich zum Vorjahr.

Ab morgen beginnt die entscheidende KO-Phase der Fußball-EM. Das österreichische Team muss sich am Dienstag gegen die Türkei durchsetzen. Die Équipe Tricolore spielt am Montag: Den Französinnen und Franzosen bleibt damit ausreichend Muße, sich am Sonntag an die Wahlurnen zu begeben. Diesen vorgezogenen Urnengang haben sie ihrem Präsidenten Emmanuel Macron zu verdanken. Nach der herben Niederlage seines zentristischen Bündnisses bei der Europawahl am 9. Juni löste er das Parlament auf und setzte in der kürzest möglichen Frist Neuwahlen an. Vermutlich hat er damit ein Eigentor der etwas anderen Art geschossen - während der EM fielen davon ja auch recht viele. In den Umfragen liegt Macrons Lager abgeschlagen auf Platz 3. Nicht nur die Rechten Marine Le Pens haben ihn abgehängt, auch das linke Lager um Jean-Luc Melenchon liegt deutlich vor ihm. Derart unter Druck, warnt Macron vor einem Bürgerkrieg und schürt die Verunsicherung noch weiter. 

27.06.2024
Yen auf tiefstem Niveau seit 1986

Seit gestern ist klar, dass der scheidende niederländische Regierungschef Mark Rutte ab Oktober Nachfolger des Norwegers Jens Stoltenberg als Nato-Generalsekretär wird.

Ende Mai hatte der Preis für ein Barrel der Sorte Brent bei 77 US-Dollar gelegen. Seither legte der Ölpreis wieder kontinuierlich zu und überwand dabei zuletzt klar die Marke von 85 Dollar. Wenngleich der Anstieg zuletzt in eine Art Seitwärtsentwicklung überging, machen sich die Anleger Sorgen, dass das schwarze Gold demnächst für negative Überraschungen bei der Veröffentlichung der Inflationszahlen sorgen könnte. Schließlich kostet Brent aktuell über 14 % mehr als im Durchschnitt des Vorjahresmonats.

In den USA warteten die Anleger zuletzt vergeblich darauf, dass sich der schon länger angeschlagene Immobilienmarkt erholt. Anfang 2023, sowie erneut zu Beginn dieses Jahres sah es zwar jeweils danach aus. Aber beide Male folgte der Hoffnung die Ernüchterung auf dem Fuße. Dieser Tage stand nun die neueste Datenrunde zum US-Immobilienmarkt auf der Agenda. Hierbei wurden die Sorgen nochmals größer anstatt kleiner. Der NAHB-Index - wichtigster Frühindikator hierzu - sank zum zweiten Mal in Folge und notiert, nachdem er sich zu Jahresbeginn zunächst markant nach oben entwickelt hatte, damit so niedrig wie seit Dezember 2023 nicht mehr. Die nun zur Veröffentlichung anstehenden harten Mai-Daten zur Immobilienaktivität enttäuschten ebenso: Die Zahl der US-weit erteilten Baugenehmigungen sank gegenüber April um 3,8 %. Bei den Neubaubeginnen fiel der veröffentlichte Wert um 5,5 % niedriger aus. Bei den gestern präsentierten Neubauverkäufen war sogar ein Einbruch um 11,3 % zu verzeichnen. Last but not least sank auch die Zahl der Verkäufe bestehender Häuser um 0,7 %. Verglichen mit dem Hoch vor Beginn der Krise lesen sich die Zahlen noch weit dramatischer: Im Durchschnitt der skizzierten vier Kenngrößen sank die Aktivität am US-Immobilienmarkt seither um nahezu 32 %. Mit den Zahlen zu den schwebenden Hausverkäufen steht für heute eine allerletzte Veröffentlichung zum US-Immobilienmarkt an, welche allerdings eher untergeordneten Charakter hat.

Der japanische Yen tendiert schon seit langem schwach. Gestern markierte Nippons Währung gegenüber dem US-Dollar dann sogar ihren niedrigsten Stand seit Dezember 1986!

Für heute steht ein ganzes Bündel an Makrozahlen auf der Agenda. Neben der Geldmengenentwicklung werden für den Euroraum auch Daten zum Wirtschafts- bzw. Industrievertrauen präsentiert. Speziell für Deutschland werden zudem Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen veröffentlicht. Für die USA stehen die endgültigen Zahlen zum BIP-Wachstum im 1. Quartal 2024 sowie zu den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter auf der Agenda. Spannender als diese Datenflut, dürfte jedoch das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump sein, welches den Auftakt zur finalen Phase des US-Wahlkampfs darstellt.

26.06.2024
Nvidia-Kurseinbruch gestoppt

Die EU gab gestern bekannt, dass sie mit der Ukraine und Moldau Beitrittsverhandlungen gestartet hat. Das Verfahren mit ungewissem Ausgang kann viele Jahre dauern. Wegen des fortdauernden russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie der zur Republik Moldau gehörenden und von Russland unterstützten Separatistenregion Transnistrien hat diese Nachricht eine besondere Brisanz.

Wie aus Verhandlungskreisen zu hören ist, haben sich die Staats- und Regierungschefs der großen europäischen Parteienfamilien auf eine Nominierung Ursula von der Leyens für eine zweite Amtszeit als EU-Kommissionspräsidentin verständigt. Im Rahmen des morgen und übermorgen stattfindenden EU-Gipfels soll diese informelle Einigung formal fixiert werden. Damit ist das Verfahren allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Dies ist erst der Startschuss zur kritischsten Phase auf dem Weg zu einer zweiten Amtszeit. Bis zur Abstimmung, welche frühestens in der dritten Juliwoche sein wird, muss die amtierende Präsidentin unter den Abgeordneten erst noch um Unterstützung für sich werben. Europäische Volkspartei, Sozialdemokraten und Liberalen verfügen zusammen zwar über rund 400 der insgesamt 720 Stimmen. Weil die Stimmabgabe jedoch geheim ist, was das Risiko von Abweichlern erhöht, und sich Frau von der Leyen im EU-Parlament zudem vielen Kritikern gegenübersieht, dürfte ihre Wiederwahl kein Selbstläufer sein. Ein knappes Wahlergebnis wie damals 2019, als sie lediglich neun Stimmen mehr als mindestens notwendig bekam, lässt sich daher nicht völlig ausschließen.

Mitte der vergangenen Woche hatte es Nvidia bis ganz nach oben geschafft: Gab es per Ende 2015 alleine in den USA noch 223 Unternehmen, welche eine höhere Kapitalisierung aufwiesen, lag das Unternehmen per Ultimo 2020 diesbezüglich bereits auf Rang 15. Seit mit ChatGPT KI zu einem Mainstream-Thema wurde, bekam die in ihrer Dimension kaum vorstellbare Nvidia-Rally dann einen weiteren Schub. Vergangene Woche zog der Designer von Mikrochips für den Einsatz bei KI-Anwendungen daher sogar an Apple und Microsoft vorbei und avancierte kurzzeitig zum nach Kapitalisierung größten Unternehmen der Welt. Für die Anleger schien dies Anlass zu sein, um Gewinne mitzunehmen. In den folgenden drei Tagen nach dem Hoch brach der Nvidia-Kurs in Summe um rund 13 % ein, wodurch die Kapitalisierung des Unternehmens um atemberaubende 430 Milliarden US-Dollar schrumpfte. Dies ist mehr als die addierte Kapitalisierung der beiden Halbleiter-Konkurrenten Advanced Micro Devices und Intel, welche es zusammen auf lediglich rund 390 Milliarden US-Dollar bringen. Nvidia tauchte im Zuge dessen unter die zwischenzeitlich schon klar überwundene Marke von 3 Billionen US-Dollar ab, wodurch das Unternehmen wieder auf Weltranglistenplatz 3 zurückfiel. Gestern griffen die Anleger aber wieder zu, wodurch die Nvidia-Aktie um 6,8% stieg und damit knapp die Hälfte des temporär erlittenen Verlusts wettmachte.

Neben dem GfK-Konsumklima von heute früh stehen im Laufe des Tages eine Rede von EZB-Chefvolkswirt Lane sowie für die USA die Zahlen zu den landesweiten Neubauverkäufen im Mittelpunkt. Letztere komplettieren den monatlichen Datensatz zur Verfassung des US-Immobilienmarkts.

 

25.06.2024
Deutsche Wirtschaft stagniert

Das ifo-Geschäftsklima legt den Rückwärtsgang ein. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni deutlich verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank von 89,3 auf 88,6 Punkte und liegt unter dem von der LBBW im Vorfeld erwarteten leichten Anstieg auf 89,4 Punkte. Mit dieser Juni-Zahl legt die seit Februar andauernde Stimmungsaufhellung der deutschen Wirtschaft zumindest eine Pause ein. Schon im Mai war das Geschäftsklima marginal abgerutscht. Hinzu kommt, dass die Lagekomponente auf der Stelle tritt, und sich die Erwartungen erneut eingetrübt haben. Diese Daten stehen überdies im Gegensatz mit dem jüngsten Trend von Prognoseanhebungen. Unklar ist derzeit, woher der erhoffte Wachstumsschub für das Jahr 2025 kommen soll. Vermutlich ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal nahe der Stagnation und auch für das dritte Quartal fehlt ebenfalls die Fantasie für bessere Zeiten!

 

Eine monatliche Umfrage unter Fondsmanagern zeigt eine verbesserte Stimmung bei professionellen Anlegern. Diese halten derzeit so wenig Cash wie seit drei Jahren nicht mehr. Obwohl die Experten in ihren Portfolios aktuell noch Anleihen übergewichten, wird dieser Anteil weiter abgebaut. Die freie Liquidität fließt bevorzugt in Aktien, besonders in der Eurozone, wo europäische Aktien so stark übergewichtet werden. Weiter geht aus der Studie hervor, dass die Anlageexperten vor allem Technologie-, Banken- und Kommunikationsdienstleistungsaktien auf der Kaufliste haben. Aktien aus dem Rohstoffsektor und Versorgerbereich bleiben untergewichtet. In den Fokus der Fondsmanager könnten bald auch europäische Nebenwerte treten. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 sind diese fast 20 % günstiger bewertet als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Einen guten Start in die Kalenderwoche 26 vollzog der DAX. Mit einem Plus von 162 Punkten oder 0,89 % ist somit der erste Grundstein in die Phase der "goldenen Wochen" gelegt. Ein Blick auf die Saisonalität der vergangenen 65 Jahre zeigt, dass der DAX und seine Vorläuferindizes in den Kalenderwochen 26 bis 29 eine überdurchschnittliche Gewinnphase verzeichnen konnten. Dasselbe Saisonmuster hat sich auch in der 2. Börsenliga, im MDAX, gebildet - wobei die Auswertung eine extrem starke KW 27 erwarten lässt. Zu beachten ist hier, dass die Kursdatenreihe aus dem MDAX erst ab 1988 vorliegt. Aus Sicht der Saisonalität ist somit der Weg für eine Fortsetzung steigender Notierungen bei deutschen Blue-Chip-Werten gegeben.

Auf dem makroökonomischen Kalenderblatt stehen für die USA um 15:00 Uhr der S&P Case-Shiller Hauspreisindex (April) sowie eine Stunde später das Konsumentenvertrauen für den Monat Juni.

24.06.2024
Verschnaufpause zum Wochenende

Anlässlich des großen Verfalls an den Terminmärkten wogen sich die Anleger am Freitag in Sicherheit und nutzten die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen. Am "Hexensabbat" schwanken die Kurse in der Regel stark, weil Marktteilnehmer die Preise jener Werte, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen möchten. Der DAX schloss bei 18.164 Punkten mit einem Minus von 0,5 %, während der Euro Stoxx 50 sogar 0,82 % tiefer bei 4.907 Zählern aus dem Handel ging. Jenseits des Atlantiks war bei vielen Aktien die Luft raus. So hielten sich die Investoren an der Wall Street aufgrund weiterer Verunsicherung hinsichtlich des geldpolitischen Pfades der Fed zurück. Der S&P 500 beendete die Woche bei 5.465 Punkten mit einem Tagesminus von 0,16 %.

Am Wochenende setzte der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seinen China-Staatsbesuch fort. Damit könnte er für Entspannung im schwelenden Handelsstreit zwischen der EU und China sorgen. Die EU hatte jüngst verkündet, Strafzölle auf chinesische E-Autos verhängen zu wollen und dies mit den unfairen Wettbewerbspraktiken Chinas begründet. Ein Handelskrieg würde insbesondere die deutschen Automobilbauer, deren wichtigster Absatzmarkt das Reich der Mitte ist, hart treffen.

 

Auch in dieser Handelswoche stehen wieder einige wichtige Veröffentlichungen auf der Agenda. Heute Morgen wird das Ifo-Institut neue Erwartungen zur konjunkturellen Entwicklung Deutschlands veröffentlichen. Die LBBW prognostiziert eine leichte Zunahme des Ifo-Geschäftsklimaindex auf 89,4 Zähler, während dieser im Mai noch bei 89,3 lag. Für die Erwartungskomponente des Index rechnet die LBBW mit einem Wert von 90,4 (zuvor: 90,4) und für den Teilindex der Lage mit 88,5 Punkten (zuvor: 88,3). Heute Abend wird EZB-Direktorin Isabel Schnabel außerdem im Rahmen einer Rede weitere geldpolitische Impulse geben. Am Mittwoch folgen dann aktuelle Zahlen zur Kauflaune der hiesigen Konsumenten in Form des GfK-Konsumklimas für Juli. Außerdem wird auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane Mittwochmittag eine Rede halten. Am Donnerstag folgt dann das EWU-Wirtschaftsvertrauen für Juni. Die Landesbank Baden-Württemberg erwartet einen Anstieg des Indikators auf 96,4 Zähler. Zum Wochenabschluss wird die EZB außerdem die Inflationserwartungen der Verbraucher für Mai veröffentlichen und jenseits des Atlantiks werden neuen Zahlen zur wichtigen PCE-Kernrate folgen.

21.06.2024
Schweiz vs. England 2:0

Die Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gang! Auf geldpolitischer Bühne waren die Schweizer Nationalbank und die Bank of England gestern aktiv und gaben ihre Zinsentscheide bekannt. Die SNB senkte bereits zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins (auf nunmehr 1,25 %), während die Bank of England die Füße stillhielt. Nach der überraschenden Leitzinssenkung im März durch die SNB steht es damit gewissermaßen 2:0 für die Schweiz. Die Zinswende in Großbritannien lässt weiter auf sich warten, da die Bank of England angesichts der anhaltend hohen Inflation bei den Dienstleistungen ein Wiederanziehen der allgemeinen Inflationsrate befürchtet.

In den USA ist ein schwacher US-Wohnungsbau erkennbar. Im Mai erreichte der Wohnungsbau in den USA mit einer jährlichen Rate von 1,28 Millionen den niedrigsten Stand seit vier Jahren, beeinträchtigt durch das anhaltend hohe Zinsniveau. Baugenehmigungen fielen ebenfalls: 1,39 Mio. bedeuten das schwächste Niveau seit Juni 2020. Der Rückgang, der sowohl Mehrfamilien- als auch Einfamilienhäuser betrifft, dürfte das US-Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen. Die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank hinterlässt offenbar ihre Spuren. Zudem wurden gestern die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Diese waren um mit 238.000 Erstanträgen um 5.000 niedriger als in der Vorwoche, als die Anträge in die Höhe geschossen waren. Blendet man solche kurzfristigen Schwankungen aus und blickt auf einen vierwöchigen Durchschnitt, so ist der Aufwärtstrend dieser Zeitreihe intakt und signalisiert gewisse Schwächeanzeichen am US-Arbeitsmarkt. Diese beiden gestern vorgelegten Daten unterstützen die aktuelle Marktmeinung, wonach die US-Notenbank im September zum ersten Mal ihre Leitzinsen senken wird.

 

Heute Vormittag werden die vorläufigen Daten zu den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Euroland veröffentlicht.

20.06.2024
Entkopplung von der Tech-Rally

Aufgrund technischer Störungen konnte der Hypo Börsenblick heute Morgen nicht zeitnah versendet werden. Wir bedauern diese Unregelmäßigkeit und arbeiten bereits daran, das Problem so schnell wie möglich zu beheben. Bitte haben Sie Verständnis für diese Umstände.

Seit dem Rücksetzer am Freitag konnte sich der DAX nur an zwei Tagen in Folge stabilisieren. Gestern geriet die Stabilisierung wieder ins Stottern. Die bisherige Erholung umfasst seit Ende letzter Woche nur 0,4 %. Aktuell verteidigt der DAX die 18.000-Punktemarke. Seit Anfang Juni entkoppeln sich DAX und Co. zunehmend von der Tech-Rally an der Wall Street. Gemessen am Börsenwert zog zuletzt der Chip-Hersteller Nvidia am US-Softwarekonzern Microsoft vorbei und ist nun das wertvollste Unternehmen der Welt. Seit einem Monat stieg der Börsenwert von Nvidia nicht selten innerhalb einer 5-Handelstagebetrachtung in der Größenordnung der Marktkapitalisierung des deutschen Tech-Konzerns SAP. Nicht verwunderlich, dass seit Mitte Mai durch den Beitrag von Nvidia die Marktkapitalisierung der Fabulous Three (Nvidia, Microsoft und Meta) in Summe größer war als die gesamte Marktkapitalisierung des chinesischen Aktienmarktes. Gestern waren die drei US-Unternehmen mit 7,7 Bio. USD schon rund 1,7 Bio. USD wertvoller als der Aktienmarkt im Reich der Mitte (6 Bio. USD). Ansonsten gab es gestern nur wenige Nachrichten und Impulse aus den USA. Die Börsen des Landes blieben aufgrund des Feiertages Juneteenth geschlossen. Auf dem Kalenderblatt stand lediglich der NAHB-Index für den US-Immobilienmarkt im Juni. Die neueste Datenrunde zur Verfassung des US-Immobilienmarkts startete dabei mit einem Dämpfer: 43 Punkte im Juni nach 45 Zählern im Mai. Heute Mittag folgen die Neubaubeginne sowie die Baugenehmigungen. In der Konsensschätzung wird in beiden Fällen mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Nachdem die chinesische Zentralbank PBOC heute Morgen bei ihrer monatlichen Zinsentscheidung die Leitzinsen wie vom Markt erwartet nicht veränderte, folgen heute die Notenbanksitzungen der BoE, Norges Bank und SNB. Die ersten beiden werden ihren Leitzins voraussichtlich unverändert belassen, wohingegen die SNB ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 25 Basispunkte senken dürfte. Im Vorfeld der Sitzungen legten die Märkte in Hong Kong, Japan und Festlandchina eine Verschnaufpause ein

 

19.06.2024
Die US-Volkswirtschaft dümpelt

Die gestern gemeldeten Konjunkturdaten lieferten ein gemischtes Bild. Zwar stieg für Juni die Erwartungskomponente des ZEW-Indikators weiter an, und zwar den elften Monat in Folge, aber lediglich um magere 0,4 Pünktchen. Letztlich attestiert dieses Ergebnis der deutschen Volkswirtschaft im Monatsvergleich eine Stagnation.

Am gestrigen Nachmittag dann eine weitere Enttäuschung: Die Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten wurden, gleichfalls für Mai, mit einem Zuwachs von nur 0,1% gemeldet. Zudem revidierte die Statistik den Vormonat nach unten, auf 0,2%. Insgesamt gesehen überrascht die US-Wirtschaft seit nunmehr bald zwei vollen Monaten auf der Unterseite. Da hilft es wenig, dass, wie gleichfalls gestern gemeldet, zwischen Seattle und Miami die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Mai überraschend stieg. Das Fazit ist ernüchternd: Die US-Volkswirtschaft hat ganz aktuell einen Durchhänger. Die Wirkung der fiskalpolitischen Stützungsprogramme läuft allmählich aus (Stichwort: "Inflation Reduction Act"); die geldpolitische Bremsung schlägt durch.

Der heutige Mittwoch hat etwas von einem Übergangstag. Auf dem Kalenderblatt steht lediglich der NAHB-Index. Spannender wird's morgen wieder: Zinsentscheid der Notenbank der Schweiz, Zahlen zu den Neubaubeginnen und Baugenehmigungen in den Vereinigten Staaten, Philly-Fed-Index, um nur die Wichtigsten zu nennen: Futter für die Marktbeobachtung und für Kommentare.

 

vorherige Seite nächste Seite

Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Newsletteranmeldung

Die wichtigsten Entwicklungen an Börsen & Märkten:

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder



Anlegermagazin "Am Puls"

Unsere Experten setzen sich laufend mit Themen aus der Anlagewelt auseinander und stellen Ihnen alle drei Monate einen aktuellen Überblick sowie wichtige Informationen zu den Finanzmärkten zur Verfügung.

Jetzt online lesen