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USD: Status als Weltreservewährung in Gefahr?
Grund für die ausgeprägte Schwäche des US-Dollars dürften Sorgen sein, dass der Status der US-Währung als Weltreservewährung durch den eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China erodieren könnte. Der Rückgang des Dollars wird derzeit als Indikator für eine globale "Verkauf Amerika"-Stimmung wahrgenommen. Der US-Dollar als Reservewährung wird bisher von zwei Faktoren gestützt: hohe Liquidität und hohes Vertrauen. Letzteres beinhaltet nicht nur die herkömmliche Kreditwürdigkeit, sondern auch eine verlässliche Wirtschafts- und Finanzpolitik. Und daran sägt Trump gerade mit aller Macht. Aber in Anbetracht einer fehlenden Alternative dürfte der Dollar bis auf Weiteres wohl eine gefragte Währung bleiben.
US-Verbraucher verlieren Vertrauen
Der US-Verbraucher-Stimmungsindex der Universität Michigan verzeichnet einen erneuten dramatischen Einbruch und erreicht ein nahezu dreijähriges Tief, während die Inflationserwartungen sowohl kurz- als auch langfristig auf mehrjährige Höchststände steigen. Der vorläufige Stimmungsindex für April sank um 6,2 Punkte auf 50,8 und markiert damit den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Ökonomen hatten auf Basis einer Bloomberg-Umfrage, die eine breite Spanne von Schätzungen aufwies, einen Rückgang auf 53,8 prognostiziert. Die US-Verbraucher rechnen damit, dass die Preise in den nächsten fünf bis zehn Jahren jährlich um 4,4 % steigen werden, was den höchsten Wert seit 1991 darstellt und einen Anstieg von 4,1 % im vergangenen Monat bedeutet, wie die am Freitag veröffentlichten Daten zeigen. Für das kommende Jahr erwarten die US-Konsumenten einen Preisanstieg von 6,7 %, den höchsten Wert seit 1981. Im März lagen die Inflationserwartungen für das kommende Jahr bei 5 %. Etwa zwei Drittel der Befragten erwähnten spontan Zölle während der Interviews für die Umfrage, teilte die Universität Michigan mit.
Heute US-Konsumentenstimmung
Heute nachmittag wird der von der University of Michigan erhobene Index der Konsumentenstimmung für April 2025 veröffentlicht werden. Nach Schätzung der Landesbank Baden-Württemberg wird sich die Stimmung den vierten Monat in Folge eingetrübt haben. Mindestens ebenso spannend wird sein, wie sich die drankonischen Erhöhungen der US-Einfuhrzölle in den langfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher niederschlagen. Diese kletterten im März auf 4,1 % und markierten damit ihr höchstes Niveau seit Februar 1993.
Fed hält die Füße still
Die Präsidentin der Federal Reserve of Dallas, Lorie Logan, sprach gestern darüber, dass zollbedingte Preiserhöhungen die Inflation weiter anheizen könnten und dass es wichtig sei, dies zu verhindern. Der geldpolitische Kurs der US-Notenbank sei gut positioniert. Einen Tag zuvor hatten sich die Präsidenten der Fed-Minneapolis und der Fed-St. Louis ähnlich geäußert.
Achterbahnfahrt an den Märkten
Gingen DAX und Euro Stoxx 50 gestern noch mit Abschlägen in Höhe von 3,0 % bzw. 3,2 % aus dem Handel, schossen die US-Aktienindizes mit Trumps Ankündigungen so massiv nach oben wie selten zuvor. Der S&P 500 legte um 9,5 % zu, der technologielastige Nasdaq 100 sogar um 12,0 %.
Heute im Fokus
Auf dem heutigen makroökonomischen Kalender steht nur ein relevanter Termin: Um 20:00 Uhr unserer Zeit werden die sogenannten "FOMC Minutes" veröffentlicht. Dabei handelt es sich um das Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank Fed. Das Dokument gibt Einblicke in die Einschätzungen der Notenbankmitglieder zu konjunkturellen Entwicklungen und deren Einfluss auf künftige Zinsentscheidungen. Bei der letzten Sitzung Mitte März hatte die Fed ihren Leitzins unverändert belassen.
Eskalation zwischen USA und China
Zwischen den USA und China dreht sich die Eskalationsspirale dagegen in atemberaubender Geschwindigkeit. China gebe sich keinen Illusionen mehr hin, einen baldigen Deal mit den USA zu erreichen. Das war Montagmorgen in der Zeitung der Kommunistischen Partei zu lesen. Vergangenen Freitag hatte die chinesische Regierung als Vergeltung für die US-Zölle ihrerseits einen Zoll von 34 % auf Importe aus den USA verhängt. In Reaktion hierauf drohte Trump gestern, noch einmal einen Zollsatz von 50 % zusätzlich auf die schon bestehenden Zölle aufzuschlagen, sollte China seine Vergeltungsmaßnahme nicht zurücknehmen. Dazu gab ihnen Trump bis heute Zeit. Ansonsten würde der 50 %-Aufschlag ab morgen (9. April) gelten. Vermutlich wird es dazu auch kommen, denn China kündigte bereits an, in diesem Fall weitere Gegenmaßnahmen ergreifen zu wollen. Man werde "bis zum Ende kämpfen".
Orientierungssuche an den Märkten
Wenig verwunderlich begann die neue Woche mit einem äußerst nervösen Handelstag an den Finanzmärkten. Die europäischen Aktienmärkte verbuchten erneut kräftige Verluste. Die US-Indizes beendeten den Tag nach volatilem Handel nahezu unverändert. Heute früh notiert der japanische NIKKEI 225 gut 5 % im Plus. Chinesische Aktienindizes zeigen sich zwar stabil, aber kaum erholt. Die Futures-Kurse deuten auf einen freundlichen Handelsstart an den europäischen Aktienbörsen. Interessant ist derweil die Reaktion der Rentenmärkte. Während in den vergangenen Tagen die Risikoaversion der Marktteilnehmer die Renditen erstklassiger Staatsanleihen sinken ließ, stellte sich gestern im weiteren Tagesverlauf ein deutlicher Renditeanstieg ein. Trotz niedrigem Ölpreis überwogen hier offenbar die Sorgen, dass die Zollstreitigkeiten die Inflation ansteigen lassen.
OPEC+ kämpft um Einigkeit
Inmitten des gestrigen Abverkaufs an den weltweiten Börsen ging eine Nachricht fast unter. Die wichtigsten erdölexportierenden Länder der Welt entschieden sich, die globale Ölproduktion ab Mai massiv auszudehnen. Die tägliche Fördermenge soll dann um 411.000 Barrel ausgedehnt werden. Das entspricht dem Dreifachen der ursprünglich geplanten Menge. Während die Entscheidung mit Blick auf den ohnehin unter Druck stehenden Ölpreis seltsam anmutet, war laut Berichten vor allem der Unmut Saudi-Arabiens über die nicht vorhandene Disziplin anderer Ölexporteure ausschlaggebend für den jetzigen Schritt. Denn seit Monaten halten sich Länder wie Kasachstan oder der Irak nicht an die vereinbarten Fördergrenzen der OPEC+-Staaten und untergraben damit aus Sicht der Saudis die Marktmacht der Organisation. In Riad scheint man auf die Hoffnung zu setzen, dass ein Preiskrieg die Staaten zum Einlenken bewegt und sich der Ölpreis auf absehbare Zeit wieder erholt.
Wirtschaftsdaten nur sekundär
An diesem Freitag stehen zwar mit dem US-Arbeitsmarktbericht wichtige Wirtschaftsdaten an, wie viel Aussagekraft diese aber für den weiteren Konjunkturverlauf haben, steht auf einem anderen Blatt. Aufmerksam hinhören werden Marktteilnehmer hingegen bei der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell heute Abend europäischer Zeit. Bis vor Kurzem stellte der Notenbank-Chef noch den temporären Charakter der US-Zölle auf die Inflationsentwicklung in den Vordergrund. Spannend wird nun sein, inwiefern sich das Narrativ angesichts der jüngsten Zolleskalation verändert und ob Powell eher die Inflationsrisiken oder die Wachstumsrisiken hervorheben wird.
Isabel Schnabel plädiert für Eurobonds
Die als einflussreich geltende EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte gestern auf einer Veranstaltung in Paris, dass es Zeit sei, wieder über gemeinsame Schulden im Euroraum zu sprechen. Politische Entscheidungsträger sähen eine Gelegenheit, die Rolle des Euro in der globalen Wirtschaft zu stärken. Es gebe eine "einzigartige Chance", das internationale Ansehen der Gemeinschaftswährung zu fördern, und der Kontinent solle darüber nachdenken, wie dies erreicht werden könne.
Größerer US-Stellenaufbau im März
Dies berichtet zumindest das Personaldienstleistungsunternehmen ADP. Gemäß seiner Erhebung wurden in der US-Privatwirtschaft im März 155 Tausend neue Stellen geschaffen, nach 85 Tausend im Februar. Die mit Spannung erwarteten offiziellen Arbeitsmarktdaten werden am Freitagnachmittag veröffentlicht werden. Die US-Absätze von Kraftfahrzeugen fielen im März auch überraschend gut aus. Es wurde im Monatsvergleich ein Plus von 12 % verzeichnet. Hierbei dürfte es sich jedoch angesichts der absehbar höheren Kfz-Preise infolge der Zollankündigungen um einen Vorzieheffekt handeln.
Goldpreis steigt weiter
In Anbetracht der Gemengelage ist Gold, das traditionell als sicherer Hafen gilt, aktuell besonders gefragt. Da die mit der Zollpolitik Trumps einhergehende Gefahr eines Handelskrieges an den Aktienmärkten Rezessionssorgen schürt, erhoffen sich die Anleger derzeit durch die niedrige Korrelation zu Aktien eine reduzierte Portfoliovolatilität. Im Laufe des gestrigen Handelstages erreichte der Goldpreis ein neues Allzeithoch bei 3148 USD/Feinunze. In der Spitze verteuerte sich das Edelmetall um 0,8 %.
Heute Trumps "Tag der Befreiung"
Am heutigen Mittwoch stehen gleich zwei wichtige Termine auf der Agenda: Zum einen wird US-Präsident Donald Trump einmal mehr die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich ziehen. Geplant ist eine Pressekonferenz im Rosengarten vor dem Weißen Haus, im Rahmen derer der US-Präsident erläutern wird, welche Zölle in welchem Umfang und gegen welche Länder erhoben werden. Trump taufte den Tag außerdem auf den Namen "Liberation Day" bzw. "Tag der Befreiung" zu Deutsch. Auf der anderen Seite wird die EZB-Direktorin Isabel Schnabel heute Mittag eine Rede halten, die den Marktteilnehmern weitere Impulse hinsichtlich des geldpolitischen Pfades der EZB geben dürfte. Ebenso sollte der US-Arbeitsmarktbericht wichtige Impulse geben, der turnusgemäß am Freitag ansteht.
Deutschland: Inflation geht zurück
Die Inflation in Deutschland hat sich im März stärker verlangsamt als erwartet und nähert sich damit dem 2 %-Ziel der EZB. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 % (HVPI). Von Bloomberg befragte Ökonomen hatten einen Anstieg um 2,4 % prognostiziert. Sinkende Ölpreise und ein etwas stärkerer Euro könnten hier schon ins Gewicht gefallen sein. Auch der Rückgang der Inflation für die hochgewichteten Dienstleistungen (3,4 % nach 3,8 %) trug zum Rückgang bei. Berichte aus der vergangenen Woche zeigen, dass die Inflation in Frankreich und Spanien ebenfalls etwas geringer ausfiel als von Analysten erwartet. In Italien hingegen stiegen die Preise stärker als prognostiziert und überschritten erstmals seit 2023 die 2 %-Marke. Eine Erhebung für den gesamten Euroraum, die heute veröffentlicht wird, dürfte eine Abschwächung auf 2,2 % von zuvor 2,3 % zeigen. Die EZB-Vertreter sind sich noch uneinig darüber, welche Maßnahmen sie am 17. April ergreifen sollen. Dies liegt hauptsächlich an der unsicheren politischen Lage, die sie zwingt, die Auswirkungen globaler Handelsstörungen und umfangreicher fiskalischer Lockerungen in Deutschland zu berücksichtigen. Der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, warnte letzte Woche davor, bei der Bekämpfung der Inflation zu optimistisch zu sein. Einige EZB-Vertreter, die eine lockerere Geldpolitik bevorzugen, sprechen sich weiterhin für eine erneute Zinssenkung aus, da die Inflation nachlässt und die wirtschaftliche Aktivität durch die Zölle von Donald Trump gefährdet ist. Das LBBW Research rechnet in diesem Jahr mit insgesamt zwei weiteren Zinssenkungen. Für den EZB-Zinsentscheid im April zeigen Marktpreise eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung.
Goldpreis auf neuem Jahreshoch
Der Goldpreis ist 2025 bereits um 20 % gestiegen und hat dabei mindestens 15 Allzeithochs erreicht. Hauptgrund für den Anstieg ist die hohe Unsicherheit in Folge der Trumpschen Zollpolitik.
Ausblick
Neben den Inflationszahlen aus dem Euroraum dürften sich die Blicke der Investoren heute hauptsächlich auf die USA richten. Heute Nachmittag wird der ISM-Index für März für das Verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Die LBBW erwartet vor dem Hintergrund der Zollstreitigkeiten einen Rückgang des Index von 50,3 auf 48,5.
Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
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