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Hypo Börsenblick

14.05.2025
Auf Zollpause folgen positive Inflationsdaten

 

Preisanstieg im April weiter schwach

Nachdem bereits am Montag die Märkte dank der überraschenden Zollpause im Handelskonflikt zwischen den USA und China anzogen folgten gestern bereits die nächsten guten Nachrichten. Das US-Arbeitsministerium gab bekannt, dass die Konsumentenpreise im April um nur 0,2 % gegenüber dem Vormonat stiegen. Der Konsens ging von einem Anstieg um 0,3 % aus. Auf Jahressicht lag die Inflation bei 2,3 %.

Angesichts der zahlreichen Zollerhöhungen über die letzten Wochen kommt der schwache Preisauftrieb etwas überraschend. Zwar drückten unter anderem niedrigere Benzin- und Lebensmittelpreise auf die Gesamtrate, aber auch die Rate des Kern-VPI lag auf Monatssicht unter den Erwartungen. Stagnierende Neuwagenpreise sowie fallende Gebrauchtwagenpreise trugen zu dem Trend bei. Produkten mit hohem Importanteil aus China (u.a. Möbel und Haushaltsgeräte) verzeichneten zwar Preissteigerungen, aber die Zölle scheinen bisher nur zum Teil weitergegeben zu werden. Unternehmen könnten verstärkt auf Altbestände in ihren Lagern zurückgegriffen oder auch Margeneinbußen hingenommen haben, um den Zollschock abzufedern. Eine Teilerklärung für die niedrigere Gesamtrate liefert die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor. So sanken beispielsweis die Preise für Hotelübernachtungen und Flüge um 2,8 % bzw. 0,2 %. Für die Fed dürfte sich trotz der neuen Inflationsdaten nicht allzu viel ändern. Denn die Lage bleibt vorerst volatil und die Zollkonflikte der USA mit dem Rest der Welt sind bei Weitem noch nicht aus dem Weg geräumt.

 

Trump auf Tour in der Golfregion

Mit einem Plus von 0,72 % am gestrigen Handelstag konnte der S&P seinen gesamten Jahresverlust wettmachen. Vor allem die Technologiewerte (Nasdaq Composite + 1,61 %) verliehen den Börsen dabei erneut einen deutlichen Schub. Dies liegt nicht zuletzt an einer Reise Donald Trumps in die Golfstaaten. Bei seinem gestrigen Stopp in Saudi-Arabien verkündete der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auf einer Investmentkonferenz dabei zahlreiche Handelsgeschäfte mit den USA. Zur genauen Höhe gibt es unterschiedliche Angaben. Zeitweise war sogar von einer Billion US-Dollar die Rede. Vorgesehen sind unter anderem Investitionsprojekte von US-Firmen wie Alphabet und Oracle mit saudischen Firmen zum Ausbau von Rechenzentren- und KI-Infrastruktur. Zudem gaben Nvidia und AMD eine viele Milliarden schwere Vereinbarung zur Lieferung von Hochleistungschips an das saudische Unternehmen Humain bekannt. Der Zeitpunkt kommt für die Chiphersteller gerade richtig. Denn US-Exportrestriktionen belasten zunehmend das Geschäft am bisher wichtigen Markt China.

Der Besuch Trumps steht aber auch im Zeichen der Stärkung der politischen Allianz zwischen den beiden Staaten. So verkündete er die Aufhebung aller Sanktionen gegen Syrien, was von den Golfstaaten begrüßt wird. Unter anderem erhofft man sich dadurch ein weiteres Zurückdrängen des iranischen Einflusses in der Region und die Möglichkeiten eines Wiederaufbaus des Landes.

 

Zollverhandlungen bleiben im Fokus

Die Börsen in Asien starteten nach einem starken Wochenbeginn heute gemischt in den Tag. Der japanische Nikkei lag zuletzt 0,4 % im Minus, der chinesische Leitindex CSI 300 sowie der koreanische KOSPI konnten hingegen um 0,3 % bzw. 1,2 % zulegen. In der Region wird sich der Fokus nun zunehmend darauf richten, wie schnell die USA ihre Handelsgespräche mit anderen Staaten vorantreiben. Gerade in Ost- und Süd-ostasien möchte man nach der Vereinbarung mit China nicht ins Hintertreffen geraten.

13.05.2025
DAX weiter auf Rekordfahrt

Waffenstillstand im Zollkonflikt

Am vergangenen Wochenende haben sich die Vereinigten Staaten und China darauf verständigt, einen Großteil ihrer gegenseitigen Zölle für einen Zeitraum von 90 Tagen auszusetzen. Diese Maßnahme soll Raum für weitere Verhandlungen schaffen und eine Deeskalation im anhaltenden Handelskonflikt ermöglichen. Konkret senken die USA ihre Zölle auf chinesische Importe von zuvor 145 % auf 30 %. China reduziert im Gegenzug die Zölle auf US-Waren von 125 % auf 10 %. Diese Änderungen treten ab dem 14. Mai in Kraft und gelten zunächst für 90 Tage. Die Finanzmärkte reagierten positiv auf diese Entwicklung. Der deutsche Leitindex DAX stieg im frühen Handel auf ein neues Rekordhoch von 23.911,98 Punkten. Der Goldpreis hingegen fiel deutlich, da die Nachfrage nach sicheren Häfen aufgrund der Entspannung im Handelsstreit nachließ. Beide Länder betonten, dass sie keine wirtschaftliche Entkopplung anstreben und kündigten die Einrichtung eines Mechanismus zur Fortführung der Verhandlungen an.

 

Erdgaspreise legen wieder zu

Die Preise für Erdgas zur Lieferung im Folgemonat an der niederländischen Terminbörse TTF lagen Mitte Februar noch bei rund 60 Euro je Megawattstunde (MWh). Bis Ende April halbierten sie sich auf etwa 30 Euro/MWh. Seit Anfang Mai jedoch ziehen die Preise wieder deutlich an. Im April belasteten Konjunktursorgen, insbesondere infolge der US-Zollpolitik, die Energiemärkte. Inzwischen überwiegt jedoch die Hoffnung auf eine Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China – ein Signal, das die Märkte positiv aufnehmen. Zudem sind die Gasspeicher in der EU derzeit nur zu 42 % gefüllt – deutlich weniger als der Fünfjahresdurchschnitt von 51 %. In den kommenden Wochen wird daher mit einer steigenden Nachfrage an den Spotmärkten gerechnet. Die EU hält zudem an ihrem Ziel fest, bis Ende 2027 vollständig auf Gasimporte aus Russland zu verzichten. Ab 2026 sollen neue Verträge ohne langfristige Bindung verboten werden.

 

US-Inflation im Fokus

Heute veröffentlicht das US-Arbeitsministerium die Verbraucherpreisdaten für den Monat April. Im März lagen sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation überraschend deutlich unter den Erwartungen – ohne nachvollziehbare Erklärung.

 

Heute auf der Agenda

Für 11:00 Uhr ist die Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartungen für Mai angesetzt. Die LBBW rechnet, gestützt auf eine verbesserte Finanzmarktstimmung, mit einer deutlichen Erholung. Ebenso veröffentlicht das US-Arbeitsministerium die Verbraucherpreisdaten für den Monat April.

12.05.2025
DAX klettert über Marke von 23.500 Punkten

 

Nach Zoll-Chaos neuer DAX-Rekord

In der vergangenen Woche erholten sich die Aktienmärkte weiter vom großen Schock der US-Zollpolitik. Der DAX übertraf am Freitag im Tagesverlauf sogar erstmals die Marke von 23.500 Punkten und markierte einen neuen Rekordstand. Einen Monat zuvor war der deutsche Aktienindex nach den drastischen Zollerhöhungen von US-Präsident Trump noch bis auf ca. 18.500 Punkte abgestürzt. Ein so schneller und starker Wiederanstieg um 5.000 Punkte erschien zu diesem Zeitpunkt kaum denkbar. Risiken eines Rücksetzers an den Märkten bleiben aber bestehen, wenn sich die Hoffnungen der Investoren auf eine größere Entspannung bei den Zollkonflikten nicht erfüllen. Donald Trump äußerte am Freitag noch, dass er für China einen Zollsatz von 80 % als angemessen erachte. Nach den Verhandlungen mit China am Wochenende, die seitens der USA von Finanzminister Scott Bessent geführt wurden, sprachen beide Seiten von einem "erheblichen Fortschritt". Weitere Gespräche sind geplant, mehr Details sollen heute in einer gemeinsamen Erklärung verkündet werden. In den USA stiegen die Futures auf Aktienindizes in der Nacht an und der Goldpreis ging zurück. Am chinesischen Aktienmarkt brach jedenfalls keine Euphorie aus: Der chinesische Aktienindex CSI 300 schloss heute Morgen nur leicht höher (+0,8 %).

 

Diese Woche im Fokus

Der globale Handelskonflikt bleibt weiterhin im Fokus der Finanzmarktakteure. Darüber hinaus dominieren in dieser Woche neue Makrodaten aus Übersee: Am Dienstag sorgt die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise vom April für besondere Spannung angesichts der Frage, wie stark sich Donald Trumps "Zollhammer" darauf bereits durchgeschlagen hat. Am Donnerstag folgen die US-Einzelhandelsumsätze, die im April angesichts deutlich gesunkener Autoverkäufe eine Stagnation verzeichnet haben dürften. In Europa könnten sich die positiven Makrodaten der Vorwoche fortsetzen: Bei den ZEW-Konjunkturerwartungen wird aufgrund der verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten mit einer spürbaren Erholung gerechnet.

 

09.05.2025
Deutsche Industrie überrascht positiv

 

Vorzieheffekte wirken positiv auf die deutsche Industrie

Nach einem relativ schwachen Jahresauftakt endet das erste Quartal mit positiven Zeichen für die deutsche Industrie. Zuerst überraschten die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe. Das Neugeschäft der deutschen Industrie stieg im März überraschend um 3,6 % zum Vormonat und damit so stark wie seit Dezember nicht mehr. Zudem erhöhte sich die Industrieproduktion (produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) um 3,6 % gegenüber Februar. Hohe Produktionsanstiege verzeichneten vor allem die Automobilindustrie (+8,1 %), die Pharmaindustrie (+19,6 %) und der Maschinenbau (+4,4 %). Das Orderplus und der Produktionsanstieg dürften dabei in großen Teilen auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungen zurückzuführen sein. Unternehmen ziehen dabei ihre Bestellungen vor, um höhere Preise infolge der Zölle zu vermeiden.

Von diesem Sachverhalt profitierte auch der deutsche Exportmotor. Die deutschen Ausfuhren stiegen im März den fünften Monat in Folge und um 1,1 % im Vergleich zum Vormonat auf 133,2 Mrd. EUR, wie Destatis gestern mitteilte. Das US-Geschäft wuchs dabei überdurchschnittlich: Die Ausfuhren gen USA, dem wichtigsten Handelspartner Deutschlands, legten um 2,4 % auf 14,6 Mrd. EUR zu. Die jüngste Entwicklung nährt Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Industriekonjunktur. Angesichts der hohen Unsicherheit in Sachen Handelspolitik wäre es indes verfrüht, bereits eine positive Trendwende auszurufen. Die pessimistischeren Geschäftsaussichten der Unternehmen schließen eine erneute Abschwächung der Industriekonjunktur im weiteren Jahresverlauf nicht aus. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren, gemessen an den ifo Exporterwartungen, ist im April auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren gefallen.

 

Optimismus im Handelskonflikt

Gestern schlug die EU-Kommission Zölle auf US-Importe im Wert von 95 Mrd. EUR vor. Diese Maßnahme soll eine Antwort auf US-Importzölle von 25 % auf Stahl, Aluminium und Autos sowie umfassendere Zölle von 10 % auf weitere Güter sein. Sie würden sich gegen Wein, Fisch, Flugzeuge, Autos und Autoteile, Chemikalien, Elektrogeräte, Gesundheitsprodukte und Maschinen aus den USA richten. Die EU-Kommission kündigte zudem eine einmonatige Konsultationsphase an, während der sich EU-Mitglieder und Unternehmen äußern können. Anschließend will sie eine endgültige Entscheidung über Gegenzölle treffen.

Gleichzeitig gab US-Präsident Trump ein erstes Handelsabkommen nach der Verhängung weltweiter Zölle bekannt. Die Übereinkunft auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien hellte gestern die Stimmung an den US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkten auf. Die Übereinkunft diente den Märkten als Fahrplan für weitere Deals, sorgte für mehr Planungssicherheit, und stimmte die Anleger verhalten optimistisch.

Der Dow Jones, der S&P 500 sowie der Index der Technologiebörse Nasdaq zogen um 0,6 % bis 1,1 % an. Der DAX und Euro Stoxx 50 schlossen leicht über 1 % fester. Am Devisenmarkt legte der US-Dollar-Index um rund 1 % auf 100,6 Punkte zu, während das britische Pfund und der Euro zum US-Dollar nachgaben. Am Kryptomarkt dominierte derweil wieder der Risk-on-Modus. Die höhere Risikofreude ließ den Bitcoin-Kurs erneut über die Schwelle von 100.000 USD steigen - der höchste Stand seit Anfang Februar.

08.05.2025
US-Zinsentscheid ohne Überraschung

 

Fed mit keiner Überraschung

Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet beschlossen, ihr Tagesgeldzielband unverändert bei 4,25 % bis 4,50 % zu belassen. Es ist die dritte Sitzung ohne Zinsänderung in Folge. Die Fed hob die makroökonomische Unsicherheit in Verbindung mit der Zollpolitik der US-Regierung hervor, was zeigt, dass sie wachsam und flexibel auf externe Einflüsse reagiert. Damit haben die Währungshüter den wiederholten Forderungen Donald Trumps nach baldigen Zinssenkungen widerstanden, was die Unabhängigkeit und Entschlossenheit der Fed in der Wahrnehmung vieler Marktakteure stärkt. Angesichts der jüngsten unerwartet robusten Arbeitsmarktdaten gab es derzeit keine klare ökonomische Indikation für eine geldpolitische Lockerung. Die Federal Reserve konstatierte zudem eine weitere Zunahme der makroökonomischen Unsicherheit, verbunden mit einem gestiegenen Risiko sowohl für höhere Arbeitslosigkeit als auch für höhere Inflation. Der allgemeine Marktkonsens besagt dass aus aktueller Sicht mit drei Zinssenkungenin den USA im laufenden Jahr zu rechnen ist.

 

Handelsgespräche USA - China

Einen Beitrag zur Reduktion der Unsicherheit könnten Verhandlungen zwischen den USA und China hinsichtlich der Zollpolitik leisten. Nach der raschen Eskalation des Handelsstreits zwischen den zwei wirtschaftlichen Großmächten setzen sich die Kontrahenten nun immerhin an den Verhandlungstisch. Am Wochenende treffen sich der US-Finanzminister Scott Bessent und der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng in Genf. Das Ziel der Gespräche dürfte aber erst einmal eine Deeskalation sein.

 

Kaschmir-Konflikt eskaliert

Der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan eskaliert. Nach dem mutmaßlich terroristischen Anschlag am 22. April, bei dem indische Touristen in der Unruheregion Kaschmir getötet wurden, hat Indien in der Nacht auf Mittwoch Luftangriffe auf mehrere Ziele in Pakistan ausgeführt. Pakistan wiederum hat nach eigenen Angaben fünf indische Kampfjets abgeschossen. Der pakistanische Ministerpräsident kündigte zudem eine Reaktion auf die indische Militäraktion an. Die Himalaya-Region Kaschmir ist seit der Entstehung der heutigen Staaten Indien und Pakistan im Jahr 1947 umkämpft und es kommt immer wieder zu Unruhen. Durch die aktuelle Eskalation wächst international die Sorge vor einem neuen Krieg auf dem Subkontinent.

 

Zinssenkung der BoE voraus

Heute wird die Bank of England ihren Zinsentscheid veröffentlichen. Die LBBW rechnet damit, dass die Währungshüter ihren Leitzins von 4,50 % auf 4,25 % reduzieren werden. Ausschlaggebend dürfte die hohe Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik und deren Auswirkungen auf die Konjunktur sein. Möglicherweise könnte dies die Bank of England auch dazu bewegen, bereits die Tür für künftig zügigere Zinssenkungen zu öffnen. Neben der Zinsentscheidung der britischen Notenbank erwarten uns Daten zur Industrieproduktion aus Deutschland. Jenseits des Atlantiks werden Zahlen zur US-Produktivität und zu den Lohnstückkosten veröffentlicht.

07.05.2025
Fed-Sitzung auf der Agenda

 

Fehlstart für schwarz-rote Koalition

CDU-Chef Friedrich Merz verfehlte bei der gestrigen Kanzlerwahl im Deutschen Bundestag im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Nur 310 der insgesamt 630 Abgeordneten votierten in der ersten Runde für den Sauerländer. Mindestens 18 Koalitionsabgeordnete hatten ihn damit nicht unterstützt. Danach brodelte die Gerüchteküche, wer Friedrich Merz die Gefolgschaft verweigert haben könnte. Die Abstimmung erfolgte in geheimer Wahl. Es war das erste Mal in der Nachkriegszeit, dass ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang scheiterte. Es gelang den Koalitionären jedoch, mit Stimmen der Linken eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag für eine Fristverkürzung für einen zweiten Wahlgang zusammenzubringen. Dadurch gelang noch am gestrigen Nachmittag der 2. Wahlgang auf die Tagesordnung des Deutschen Bundestages. Friedrich Merz wurde schließlich mit 325 Stimmen doch noch zum Bundeskanzler gewählt und kann damit heute seine geplanten Antrittsreisen nach Paris und Warschau antreten. Der Freizeitpilot startet jedoch geschwächt in sein neues Amt. Der Euro legte nach der Wahl von Friedrich Merz gegenüber dem US-Dollar zu.

 

Fed-Sitzung auf der Agenda

Die US-Notenbank Fed wird heute Abend den Zinsentscheid ihres Offenmarktausschusses bekanntgeben. Aus Sicht der LBBW werden die US-Währungshüter ihr Zielband für den Tagesgeldsatz bei 4,25 % bis 4,50 % belassen. Dies gleicht der Erwartung nahezu aller von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte. Während nach  Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg die Fed auch im weiteren Verlauf des Jahres keine Leitzinssenkung beschließen wird, gehen die anderen Marktteilnehmer ausweislich der Terminnotierungen von drei Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte aus. 

06.05.2025
Billiges Öl, teurer DAX

 

Ölmarkt in Bewegung

Der Ölpreis beendete den gestrigen Handelstag auf dem niedrigsten Stand seit über vier Jahren. Immerhin konnte er sich im Tagesverlauf etwas erholen. Der gestrige Preisrückgang vollzog sich vor dem Hintergrund der Entscheidung der OPEC+-Mitglieder vom vergangenen Samstag, die Ölproduktion ab Juni um 411.000 Barrel pro Tag auszuweiten. Zusammen mit Fördererhöhungen im April und Mai steigt damit die Fördermenge um insgesamt 960.000 Barrel pro Tag gegenüber dem Jahresanfang. OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien signalisierte nach dem Beschluss, dass die aktuelle Quotenanhebung noch nicht die letzte gewesenen sein muss. Das Land könnte mit der Ausweitung der Ölförderung drei Ziele gleichzeitig verfolgen: Der Umstand, dass andere OPEC-Mitglieder sich nicht an getroffene Förderbegrenzungen hielten - insbesondere Kasachstan und der Irak - sorgt für Unmut im saudischen Königshaus. Die Anhebung der Förderquoten für alle OPEC-Mitglieder lässt die Trittbrettfahrer die Folgen ihres Handelns spüren und könnte sie in der Zukunft disziplinieren. Zum Zweiten dürften sich die Saudis bei US-Präsident Donald Trump noch beliebter machen als ohnehin schon, denn Trump ist ein großer Befürworter niedriger Ölpreise. Im Mai wird er nach Saudi-Arabien reisen und könnte dabei dem Land den Verkauf von Waffen anbieten. Und drittens dürfte aber gerade die Ölförderung in den USA, die durch Fracking erfolgt, unter einem niedrigen Ölpreis leiden. Sie wird dann Stück für Stück unrentabel und muss ihre Produktion zurückfahren, wodurch die OPEC-Staaten Marktanteile zurückgewinnen.

 

Elefantenhochzeit am Ölmarkt?

Eine weitere Meldung treibt derzeit den Ölmarkt um: Gerüchten zufolge prüft das britisch-niederländische Ölförder-Unternehmen Shell, seinen britischen Rivalen BP zu übernehmen. Allerdings besagen die Gerüchte ebenfalls, dass der Aktienkurs von BP erst noch weiter sinken muss, damit Shell seine Pläne weiter vorantreibt. Die Marktkapitalisierung von Shell beläuft sich aktuell auf knapp 150 Mrd. Britische Pfund, jene von BP auf 56 Mrd. GBP.

 

Warten auf die US-Notenbank

Die Aktienmärkte entwickelten sich gestern uneinheitlich. Während der DAX gut 1 % zulegte und sich bis auf 75 Punkte an sein bisheriges Allzeithoch heranrobbte, beendete der Euro Stoxx 50 den Handelstag mit einer roten Null. In den USA ging es für den S&P 500 0,6 % abwärts. Der leicht positiv überraschende ISM-Dienstleistungsindex ließ die US-Anleiherenditen ein wenig steigen. Heute früh vermeldete China einen unerwarteten Rückgang des Caixin Einkaufsmanagerindexes für den Dienstleistungssektor von 51,9 auf 50,7 Punkte. Für Deutschland und den Euroraum stehen heute ebenfalls die Dienstleistungseinkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Hier gibt es aber bereits vorab veröffentlichte vorläufige Werte. Die spannendste Konjunkturzahl des Tages dürfte heute Nachmittag die US-Handelsbilanz vom März sein. Ansonsten könnten sich die Finanzmärkte in geduldigem Warten auf den morgigen Zinsentscheid der US-Notenbank üben - auch wenn fast sicher scheint, dass die Fed ihre Leitzinsen unverändert lassen wird.

05.05.2025
Ein Großer tritt ab

 

Warren Buffet hört auf

Eine Legende zieht sich ins Privatleben zurück. Nein, die Rede ist nicht von Bundeskanzler Olaf Scholz, der heute seinen letzten Arbeitstag als Bundeskanzler hat. Warren Buffet, der Mann mit Beinamen wie "Investorenlegende" oder "Orakel aus Omaha", hat am Wochenende auf der jährlichen Aktionärsversammlung seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway angekündigt, die Leitung bis Ende des Jahres an seinen Nachfolger Greg Abel abzugeben. Buffet geht mit dann 95 Jahren und einer Bilanz wie wohl kein anderer. Er stand seit sechs Jahrzehnten an der Spitze seines Unternehmens, hat alle Finanz- und Wirtschaftskrisen gemeistert und alle Chancen genutzt. Eine Zahl soll genügen: Die Berkshire-Aktie ist heute mit über 800.000 US-Dollar die teuerste Aktie der Welt.

 

Inflation stagniert im Euroraum

Angesichts einer solchen Bilanz mutet es fast kleinlich an, zu den Zahlen des Alltags zurückzukehren. Aber die Finanzmärkte blicken nur selten zurück und immer voraus. Aus dem Euroraum wurden am Freitag die Daten für die Inflation im Euroraum im April vorgelegt. Statt des erwarteten Rückgangs auf 2,1 % verharrte die Inflation auf dem März-Wert von 2,2 %. Auch hier hat offenbar der Oster-Effekt zugeschlagen: Dienstleistungen haben sich um 3,9 % zum Vorjahresmonat verteuert (März: +3,5 %). Der beschleunigte Rückgang der Energiepreise um 3,5 % (März: -1,0 %) wurde dadurch gekontert. Aber vermutlich wird dieser Effekt im Mai wieder ausgemittelt sein. Generell ist der Preisdruck moderat. Industriegüter außer Energie verteuerten sich im Euroraum weiterhin nur um 0,6 %.

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte man diese Zahl zur Kenntnis genommen haben, mehr aber auch nicht. EZB-Vize Luis de Guindos gab sich in einem Zeitungsinterview optimistisch, dass die Inflation zum Ende des laufenden Jahres nahe am Zielwert (von 2 %) liegen werde und dass die EZB mit ihren Zinssenkungen fortfahren werde.

 

US-Arbeitsmarkt robust

Die US-Wirtschaft schuf im abgelaufenen Monat 177 Tausend neue Stellen und damit mehr als allgemein erwartet. Dem steht jedoch gegenüber, dass die gemeldeten Beschäftigungszuwächse für Februar und März um insgesamt 58 Tausend nach unten revidiert wurden. Gleichwohl bleibt erstaunlich, wie robust sich der US-Arbeitsmarkt angesichts der Zollkapriolen und Börsenturbulenzen zeigt. Die US-Notenbank wird sich darin bestätigt sehen, eine Zinssenkungspause einzulegen.

 

Was machen die US-Dienstleister?

Der Datenkalender ist heute eher dünn besät. Lediglich der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in den USA hat das Potential, die Märkte zu bewegen. Die LBBW rechnet mit einem Rückgang von 50,8 auf 49,5. Mit dem Fall unter die Expansionsgrenze von 50 Indexpunkten dürfte die Abkühlung der Konjunktur in den USA wieder ein bisschen sichtbarer werden.

02.05.2025
China prüft Gespräche im Handelsstreit

 

US-Wirtschaft schrumpft in Q1

Das US-BIP ist im ersten Quartal um 0,3 % gesunken. Dieser Rückgang ist vor allem auf den Anstieg der US-Importe zurückzuführen. Offenbar haben Unternehmen und Privathaushalte ihre Bestellungen vorgezogen, um den angekündigten Zollerhöhungen zuvorzukommen. Das sogenannte Kern-BIP, welches die private Inlandsnachfrage ohne Lagerbestände abbildet, stieg in Q1 mit einer Jahresrate von 3,0 %, nach 2,9 % in Q4 2024. Dies könnte den Eindruck erwecken, dass die konjunkturelle Dynamik stabil geblieben ist. Doch auch der persönliche Verbrauch wurde vermutlich durch Vorzieheffekte aufgrund der angekündigten Zollerhöhungen beeinflusst. Der gestern veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (ISM-Index) ist zudem leicht zurückgegangen. 

 

Deutsche Wirtschaft überrascht positiv, Inflationsrate fällt auf 2,1 %

Das BIP-Wachstum in Deutschland im ersten Quartal belief sich auf 0,2 % im Vergleich zum Vorquartal, was eine erfreuliche Überraschung darstellt. Insbesondere der private Konsum sowie die Investitionen konnten zulegen und trugen maßgeblich zu diesem Ergebnis bei. Diese positive Entwicklung ist bemerkenswert, besonders angesichts der derzeit pessimistischen Grundstimmung. Zwar traten die erhöhten Zölle der US-Regierung erst im April in Kraft, doch die bisherigen Daten lassen keinen signifikanten Pessimismus erkennen. Vielmehr trugen der Rückgang der Inflation, der den privaten Konsum beflügelte, sowie die Lockerung der Geldpolitik zur Stärkung der Investitionen bei. Des Weiteren ist die Inflationsrate in Deutschland im April auf 2,1 % leicht gesunken - nachdem sie im März noch 2,2 % betrug. Die Inflation ist zwar nicht ganz so stark gefallen wie gedacht. Dennoch zeigt sich, dass der Preisdruck auch im April etwas nachgelassen hat. Der Anstieg bei den Dienstleistungen dürfte auf den Ostereffekt zurückzuführen sein. Daneben haben wir eine deutliche Entlastung bei den Energiepreisen. Alles in allem sind wir jetzt seit einigen Monaten in einem Komfortbereich. Die Inflation ist zwar leicht über dem Zielwert, aber nicht mehr auf einem Niveau, das ernsthaft Kopfzerbrechen bereitet. Insbesondere dürfte das erreichte Niveau den Spielraum der EZB für weitere Zinssenkungen nicht beschränken. 

 

China prüft Handelsgespräche, Aktienmärkte reagieren positiv

Die chinesische Regierung hat mitgeteilt, die Möglichkeit von Handelsgesprächen mit den USA zu prüfen. Dies ist das erste Anzeichen seit Donald Trumps Zollerhöhung im letzten Monat, dass Verhandlungen zwischen beiden Seiten beginnen könnten. Hochrangige US-Beamte hätten wiederholt ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, mit Peking über Zölle zu sprechen, erklärte das chinesische Handelsministerium heute Morgen. Es forderte Washington auf, gegenüber China "Aufrichtigkeit" zu zeigen. "Die USA haben China kürzlich über relevante Stellen Signale gesendet, dass sie Gespräche mit China aufnehmen möchten", so das Ministerium. "China prüft dies derzeit." Die asiatischen Aktienmärkte reagierten positiv auf die Nachrichten, US-Aktienfutures drehten ebenso spürbar ins Plus.

30.04.2025
Kurzweiliger Mittwoch

 

Kalenderblatt pickepackevoll

Das heutige Kalenderblatt ist reich an Meldungen und Konjunkturdaten, die potenziell Einfluss auf den Finanzmarkt haben könnten. In Europa scheint es, als wollten die berichtenden Institutionen noch zahlreiche Veröffentlichungen vornehmen, bevor das lange Feiertagswochenende beginnt. In den Vereinigten Staaten hingegen wird bis Freitag weitergearbeitet, weshalb übermorgen noch der US-Arbeitsmarktbericht für April ansteht.

 

 

Der Blick in den Rückspiegel: BIP Deutschland, Euroraum, USA

Heute stehen wichtige Konjunkturdaten auf dem Programm: Deutschland und der Euroraum veröffentlichen die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt des vergangenen Quartals. Die LBBW rechnet mit einer Fortsetzung der Wellblechkonjunktur. In den Vereinigten Staaten haben die Erwartungen hoher Zollsätze die Importe steigen lassen, die direkt vom Bruttoinlandsprodukt abgezogen werden. Dadurch durchlief die US-Wirtschaft im ersten Quartal eine Entwicklung, die an eine Neuauflage der Covid-19-Krise oder eine Sperrung des Suez-Kanals erinnert.

Was steht heute noch auf dem prall gefüllten Kalenderblatt? Es werden wichtige Wirtschaftskennzahlen veröffentlicht: die deutsche Inflationsrate, die ADP-Arbeitsmarktdaten sowie der Chicago-Einkaufsmanagerindex – alle jeweils für April. Zudem gibt es US-Daten aus dem März, unter anderem zum Immobilienmarkt und zur finanziellen Situation der privaten Haushalte. An gewöhnlichen Tagen wären diese Zahlen von großer Bedeutung für die Finanzmärkte, doch heute könnte der Fokus auf anderen Ereignissen liegen.

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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