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Hypo Börsenblick

01.08.2025
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

 

Zölle bremsen Börsen aus

Die Börsenbarometer S&P 500 und Nasdaq erreichten gestern zwischenzeitlich neue Allzeithochs - hauptsächlich aufgrund solider Gewinne großer Tech-Konzerne. Die Börsen in Europa konnten der Rekordjagd allerdings nicht folgen. Im Fokus standen uneinheitliche Konzernbilanzen sowie die weiteren Entwicklungen im globalen Zollstreit. Der DAX notierte letztendlich 0,8 % tiefer bei 24.065 Punkten. Der Euro Stoxx 50 rutschte um 1,4 % auf 5.320 Zähler ab. Zuvor hatten sie zeitweise um jeweils rund ein halbes Prozent zugelegt. In der Nacht auf heute sollte eigentlich die Frist für Verhandlungen im Handelsstreit enden. Doch US-Präsident Trump veröffentlichte heute Nacht neue Details, darunter eine Reihe neuer Zollsätze, die für rund 70 Länder neue Sätze von 15 % bis 40 % vorsehen und laut der Exekutivanordnung Trumps erst ab dem 7. August greifen. Auf den Kurstafeln der Börsen in Fernost stehen heute Morgen überwiegend negative Vorzeichen. Auch die vorbörsliche Indikation für den DAX lässt vorerst keinen grünen Start in den heutigen Tageshandel erwarten. Zum Monatsauftakt kommt hinzu, dass die DAX-Performance während der Sommerpausen der vergangenen 24 Jahre tendenziell negativ war. Für den August betrug die durchschnittliche Performance seit 2000 circa -1,7 %.

 

Wirtschaftsflaute erreicht den Ausbildungsmarkt

Nach zwei Jahren der Rezession befindet sich Deutschland im dritten Jahr der Wirtschaftsschwäche. Bereits seit 2023 spiegelt sich die konjunkturelle Flaute auch im Arbeitsmarkt wider. Die Zahl der Erwerbslosen legte im Juli deutlich um 65.000 auf 2,97 Mio. zu, wie die Bundesagentur für Arbeit gestern mitteilte. Gleichzeitig erhöhte sich die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 %. Neben der beginnenden Sommerpause sind die Unternehmen weiterhin tendenziell sehr zurückhaltend bei der Meldung neuer Stellen. Zudem erreicht die ausbleibende Erholung allmählich auch den Ausbildungsmarkt. So plant rund jedes vierte Unternehmen in diesem Jahr seine Ausbildungsplätze zu reduzieren. Dies zeigt eine gestern veröffentlichte DIHK-Umfrage, die auf Antworten von rund 15.000 Betrieben basiert. Nur 15 % planen mit einer Ausweitung und 59 % mit einer gleichbleibenden Zahl an Ausbildungsplätzen. Die aktuelle Situation führt langfristig zum Problem, dass der Mangel an Auszubildenden heute den Fachkräftemangel von morgen verstärkt.

 

US-Arbeitsmarkt im Fokus

Heute steht vorrangig der US-amerikanische Arbeitsmarkt auf der Agenda. Im Konsens rechnen die Prognostiker damit, dass die US-Wirtschaft im Juli gerade einmal 110.000 Stellen neu besetzt hat (Beschäftigungsveränderung ohne den Agrarsektor). Dies würde den niedrigsten Wert im laufenden Jahr markieren. Gleichzeitig könnte sich die Arbeitslosenquote im Juli leicht von 4,1 % auf 4,2 % erhöhen. Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich somit in Summe trotz zeitweiliger Schwächesignale widerstandsfähig. Aus volkswirtschaftlicher Sicht besteht für die US-Währungshüter somit kein Handlungsdruck, mit baldigen Zinssenkungen die Konjunktur zu stützen. Zudem dürfte sich die Stimmung in der US-Industrie im Juli aufgehellt haben. Prognosen der LBBW zufolge könnte der Einkaufsmanagerindex ISM den kontraktiven Bereich bei 49 Zählern verlassen und bei einem Juli-Stand von 52 Punkten in den expansiven Bereich bewegen.

31.07.2025
Powell hält stand

 

Fed lässt Leitzinsen unverändert

Die US-Notenbank widersetzte sich gestern erneut dem Drängen des Präsidenten Trump auf Zinssenkungen und beließ die Spanne für ihren Tagesgeldsatz bei 4,00-4,50 %. Sie verwies auf die solide Verfassung der US-Konjunktur und wünscht mehr Klarheit über die Wirkung der Zölle auf die Inflation. Allerdings gab es erstmals seit über 30 Jahren zwei Gegenstimmen im Gremium. Diese könnten allerdings auch als Bewerbungen um die Nachfolge von Fed-Präsident Powell aufgefasst werden. Auf die abschließende Frage in der Pressekonferenz, ob er nach dem Ende seiner Zeit an der Spitze noch im Gremium verbleibe (seine Mitgliedschaft läuft noch bis 2028), sagte er, hierzu gebe es nichts Neues.

 

KI-Boom treibt Technologiekonzerne

Auf die Zinsentscheidung reagierte die Wall Street recht ungerührt, der S&P 500 gab leicht nach. Im Mittelpunkt stand die Berichtssaison, allerdings kamen die wichtigsten Zahlen erst nach der Schlussglocke. Sowohl Meta Platforms als auch Microsoft profitierten massiv vom KI-Boom. Beide Aktien legten im nachbörslichen Handel kräftig zu. Microsoft profitierte dabei insbesondere vom Geschäft mit Cloud Computing. Die US-Automobilhersteller leiden hingegen massiv unter den Zöllen auf importierte Teile und Metalle. Nach General Motors und Stellantis strich gestern auch Ford seine Prognose zusammen. Das Problem hatte sich gestern auch in Deutschland gezeigt: Volkswagen, Porsche und Mercedes-Benz meldeten Gewinneinbrüche. Bei Porsche war dies aber erwartet worden, die Aktie legte zu, während Mercedes-Benz 3,4 % verlor. Tagesverlierer im DAX war allerdings Adidas. Der Ausblick enttäuschte die Anleger, der Kurs fiel um über 11 %. Insgesamt legte der DAX dennoch leicht zu, um 0,2 % auf 24.262 Punkte.

 

US-Wirtschaft wieder gewachsen

Die US-Volkswirtschaft hielt sich trotz Zoll-Chaos im zweiten Quartal recht stabil. Nach den gestern vorgelegten Zahlen legte das BIP aufs Jahr hochgerechnet 3,0 % zu. Allerdings verzerren hierbei wie schon in der Vorperiode die Auswirkungen der Zölle die Gesamtrechnung. Verringerte Einfuhren erzeugten einen kräftigen Exportüberschuss, während die zuvor aufgebauten Lagerbestände nun geräumt wurden. Bedenklich ist zu werten, dass private Investitionen keinen Wachstumsbeitrag mehr brachten.

 

Rezession im Rückspiegel

Gestern früh hatte Destatis neue Zahlen zum deutschen BIP veröffentlicht. Dieses sank im zweiten Quartal um 0,1 %. Das Wachstum im Auftaktquartal wurde von +0,4 % auf +0,3 % korrigiert. Auch weiter zurückliegende Werte wurden teils erheblich revidiert - überwiegend abwärts. Bemerkenswert ist, dass Deutschlands Wirtschaft im Rückspiegel sowohl 2023 als auch 2024 recht klar in der Rezession steckte. Insgesamt tritt die deutsche Wirtschaft aber auch jetzt weiter auf der Stelle. Angesichts der zusätzlichen Belastung durch die hohen US-Zölle wird sich Deutschland anstrengen müssen, um wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zu gelangen. Heute ist die volkswirtschaftliche Agenda weniger prominent gefüllt. Im Zentrum steht die US-Inflationsrate für den privaten Verbrauch, welche die LBBW  unverändert bei 2,7 % erwartet. Die Bank of Japan ließ ihren Leitzins wie erwartet bei 0,5 %. Zahlen kommen unter anderem von BMW, Heidelberg Materials, Ferrari, Lufthansa, Sanofi und Schneider Electric.

30.07.2025
Deal mit den USA könnte wieder platzen

 

Faktenblätter widersprechen sich

Die von den USA und der EU veröffentlichten Informationsblätter zum vereinbarten Deal enthalten unterschiedliche Darstellungen in mehreren wesentlichen Punkten. Während die US-Seite angibt, die EU werde ihre Standards für Schweinefleisch und Milchprodukte anpassen, erklärt die EU, dass in diesem Bereich keine Zugeständnisse gemacht wurden. Auch hinsichtlich digitaler Handelsregulierungen gibt es unterschiedliche Angaben: Laut den USA strebt die EU deren Abbau an, wohingegen die EU betont, dass dieses Thema nicht Teil der Gespräche war. Die angekündigten Energiekäufe durch die EU werden von einigen Beobachtenden als unverbindlich bewertet, da Energiegeschäfte in der Regel von Unternehmen abgewickelt werden und keine Verpflichtung zum Handel mit bestimmten Partnern besteht. Zudem nennt die EU Zollkontingente für Stahl und Aluminium, die laut US-Seite nicht Bestandteil der Vereinbarung sind. Vor diesem Hintergrund bleibt offen, ob der Deal tatsächlich wie geplant abgeschlossen wird.

 

Trump entscheidet über 90 plus

Die Gespräche im Zollstreit der USA und China über weitere 90 Tage Zeit für Verhandlungen verlief ergebnislos. Nun wird Donald Trump hierüber entscheiden.

 

Enorme Prognoseunsicherheit

Die für heute terminierten Vorabschätzungen zum BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2025 versprechen große Spannung. Im Zoll-Tohuwabohu der vergangenen Monate erodierte die Prognosesicherheit nämlich markant. Die pessimistischsten und die optimistischsten Prognosen weichen weit voneinander ab. Für das deutsche BIP variieren die Schätzungen von -0,4 % bis +0,2 %. Im Konsens wird dabei ein Minus von 0,1 % QoQ erwartet. Für den gesamten Euroraum ist die Spanne leicht nach oben verschoben und reicht von -0,3 % bis +0,3 %. Im Konsens rechnen die Auguren hier mit einer Stagnation. Aber nicht nur diesseits, sondern auch jenseits des Atlantiks stehen heute BIP-Zahlen auf der Agenda. Diese sind in ihrer absoluten Höhe jedoch nicht mit den hiesigen Werten vergleichbar. Da in den USA annualisierte Zahlen veröffentlicht werden, fallen diese bei vergleichbarem Wachstum im Grunde genommen viermal so hoch aus wie hierzulande. Dies führt dazu, dass die prognostizierte Spanne für die USA noch breiter ist. Diese reicht nämlich von +0,8 % bis +3,8 % annualisiert. Im Konsens liegt die Erwartung bei +2,4 % annualisiert.

 

Fed dürfte Pöpeleien standhalten

Im Rahmen der Fed-Sitzung im Juni wurde die Möglichkeit einer erneuten Zinssenkung erörtert. Direktoriumsmitglied Christopher Waller, der in Diskussionen als potenzieller Nachfolger von Fed-Präsident Jerome Powell genannt wird, sprach sich angesichts der bislang moderaten Inflationsentwicklung für eine Zinssenkung bereits beim anstehenden Juli-Termin aus. Die Mehrheit der Entscheidungsträger der US-Notenbank plädierte jedoch für ein abwartendes Vorgehen, da die wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten handelspolitischen Maßnahmen der US-Regierung noch nicht abschließend beurteilt werden können. Da sich an dieser Einschätzung bislang nichts geändert hat, ist davon auszugehen, dass es zu keiner Veränderung des Leitzinses kommen wird. Eine solche Entscheidung würde zugleich die Unabhängigkeit der Federal Reserve unterstreichen.

29.07.2025
Nach EU-Deal folgen USA-China Gespräche

 

Handelsdeals mit Konfliktpotential

Wenige Tage vor Ablauf der Deadline am 1. August einigten sich gestern die USA und die Europäische Union auf ein neues Handelsabkommen. Im Zentrum steht ein Zollsatz von 15 % auf den Großteil der EU-Exporte in die USA. Ausnahmen für bestimmte Produktkategorien, Investitionszusagen der EU sowie das Versprechen höherer Einfuhren Europas von US-Energie und Rüstungsgütern runden die Vereinbarung ab. Zugleich kündigte der US-Präsident einen Zollsatz von 15-20 % für all jene Staaten an, mit denen bis zur Deadline kein Abkommen zustande kommt.

Ob die Handelsunsicherheiten damit tatsächlich ein Ende finden, ist alles andere als sicher. Denn alle bisher abgeschlossenen Handelsdeals der USA weisen eine problematische Gemeinsamkeit auf. Der vereinbarte Inhalt ist in wichtigen Passagen oftmals wenig konkret, wird von den Vertragsparteien unterschiedlich interpretiert, oder enthält Verweise auf vage gehaltene Bedingungen, die zur Umsetzung einiger Bestimmungen erfüllt werden müssen. Im Fall Japans gibt es etwa offene Differenzen u.a. zur Form der 550 Mrd. USD schweren Investitionszusagen sowie zur Gewinnverteilung daraus. Und mit Blick auf den Vietnam-Deal wurden bisher sogar nur von US-Seite Informationen zur Übereinkunft herausgegeben. Die Entscheidungsträger in Hanoi geben sich unterdessen zugeknöpft. Vielleicht sind die kaum definierten Paragraphen aber am Ende auch nicht so bedeutend, wenn es Trump in erster Linie um Schutzzölle für den heimischen Markt und freien Marktzugang für US-Firmen im Ausland geht. Innenpolitisch hat der US-Präsident ohnehin mit weiteren Baustellen zu kämpfen. Und bei vielen US-Handelspartnern dürfte derzeit die Devise gelten: Jeder Deal (wenn auch nur vorläufig) ist besser als kein Deal.

 

Treffen zwischen USA und China als positives Signal

Auf China dürfte diese Devise hingegen weniger zutreffen. In Peking will man sich zu keiner vorschnellen Einigung drängen lassen, die zum Auslöser neuer Konflikte werden könnte. Die Führung zielt - soweit mit Trump möglich - auf eine dauerhafte Lösung der Streitfragen ab. Ein Durchbruch ist zwar diesmal nicht zu erwarten, aber im Hintergrund dürften durchaus heikle Fragen, wie Chinas Industriepolitik oder die Ölimporte aus Russland, besprochen werden.

 

Heute stehen Verbraucher im Blick

Die europäischen Börsen beendeten gestern nach anfänglichen Gewinnen den Handelstag im Minus. Der EUR/USD-Kurs gab im Tagesverlauf ebenfalls deutlich nach und steht nun bei rund 1,16. Neben der starken Aktienperformance der letzten Wochen dürften auch die gemischten Reaktionen aus Europas Hauptstädten auf den Handelsdeal Gewinnmitnahmen verursacht haben. Schließlich bleibt auch abzuwarten, wie stark die europäische Konjunktur am Ende darunter leiden wird. Für die EZB werden aber auch die heute veröffentlichten Inflationserwartungen der Verbraucher ausschlaggebend dafür sein, ob man bis Ende des Jahres eine weitere Zinssenkung für notwendig erachtet. Daten gibt es unterdessen auch in den USA, und zwar zum Konsumentenvertrauen. Die LBBW geht angesichts der (noch) robusten Konjunktur von einer Verbesserung der Stimmung im Juli aus. Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage wird es zudem wohl auch von der Fed nach der morgigen Sitzung geben.

28.07.2025
15 % auf alles!

 

Einheitlicher Zollsatz für Importe aus der EU in die USA

Weißer Rauch statt Nebel stieg gestern über Schottlands Mooren auf. US-Präsident Donald Trump, der dort seine Golfplätze inspizierte, hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein Angebot unterbreitet, das sie nicht ausschlagen konnte. Für die meisten Importe aus der EU in die USA soll künftig ein einheitlicher Satz von 15 % gelten. Vorausgesetzt, die EU würde Trump in ein paar Fragen entgegenkommen. Dazu gehörten Käufe der EU in den USA von Flüssiggas (LNG) und Rüstungsgütern sowie Direktinvestitionen in Höhe von 600 Mrd. US-Dollar. Überdies wird der Zollsatz für Importe der EU aus den USA auf 0 % abgesenkt.

Der neue Satz von 15 % gilt mutmaßlich pauschal für alle Güter, also auch für Autos und Pharmazie, allerdings kündigte Trump sogleich neue Zölle für Pharmaprodukte an. Für Stahl- und Aluminium gilt bislang ein Satz von 50 %, hier soll es aber weitere Verhandlungen geben, hieß es in den Meldungen. Zuvor schwebte die Drohung von 30 % Basiszöllen plus weiteren Aufschlägen je nach Sektor über den europäischen Häuptern. Die jetzige Regelung ähnelt der Vereinbarung zwischen den USA und Japan von letzter Woche.

 

ifo-Index bringt Enttäuschung

Eine kleine Enttäuschung brachten Ende der vergangenen Woche die Zahlen zum Geschäftsklima des Münchener ifo-Instituts für den Monat Juli. Zwar ging es im Gesamtindex von 88,4 auf 88,6 aufwärts. Die hochgesteckten Erwartungen der zuvor befragten Volkwirte konnten damit aber nicht erreicht werden, sie lagen bei 89,0. In den Teilindizes verbesserte sich die Lage von 86,2 auf 86,5; die Erwartungen rückten von 90,6 auf 90,7 vor. Seit Jahresbeginn ist der Index damit in sechs von sieben Monaten gestiegen, einmal stagnierte er. Ob damit nun das Glas halbvoll oder halbleer ist, vermochte auch der Konjunkturchef des Instituts nicht zu beantworten. Das Institut selbst erwartet auf Basis seiner Umfragen eine Stagnation des BIP im zweiten Quartal.

 

USA: Bestellungen für Kapitalgüter etwas schwächer

Weiterhin hoch volatil bleiben die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA. Im Juni ging es um 9,3 % zum Vormonat abwärts nach einem Plus von 16,4 % im Mai. Rechnet man hier die Bestellungen für Rüstungsgüter und Flugzeuge heraus, dann werden die Zahlen aber weniger schwankend. Im Juni gab es ein Minus von 0,7 % nach +1,7 % im Mai. Diese Zahlen lag etwas unter den Erwartungen und gelten als Indikator für die (schwächere) Investitionstätigkeit in den USA.

25.07.2025
EZB lässt weiteren Zinspfad offen

 

EZB belässt Leitzinsen unverändert

Seit dem September 2024 hatte die Europäische Zentralbank bei jedem ihrer sieben geldpolitischen Entscheide ihre Leitzinsen gesenkt. Gestern endete diese Serie. Wie von Notenbankvertretern im Vorfeld signalisiert, beließen die Währungshüter die Zinsen unverändert. Aktuell geht von der Geldpolitik nach weit verbreiteter Auffassung weder ein bremsender noch ein stimulierender Einfluss für die Konjunktur aus. Da sich die Inflation aktuell exakt am Zielwert befindet, ist der Handlungsdruck auf die Notenbanker gering, ihre Leitzinsen erneut anzupassen. Vom Handelskonflikt mit den USA gehen noch immer Abwärtsrisiken für das BIP-Wachstum im Euroraum aus. Daher dürfte sich der EZB-Rat eine gewisse Neigung zu einer weiteren Leitzinssenkung im Laufe des Herbstes vorerst bewahren. Ob es dazu kommt oder ob der Leitzins von nun an für längere Zeit konstant bleibt, entscheidet sich anhand von zwei Faktoren: Zum Ersten der Ausgang des noch schwebenden Handelskonflikts. Zum Zweiten die Frage, wie weit die Kerninflation im Euroraum in den kommenden Monaten noch sinkt. Die EZB sieht sich vor allem aufgrund von Handelskonflikten mit einem außergewöhnlich unsicheren Umfeld konfrontiert. EZB-Chefin Christine Lagarde zufolge ist die Notenbank aber gut positioniert um abzuwarten, wie sich die Risiken in den kommenden Monaten entwickeln.

Am Geldmarkt schraubten die Marktteilnehmer im Nachgang des Zinsentscheids ihre Erwartungen hinsichtlich einer weiteren EZB-Zinssenkung im laufenden Jahr zurück. In den kurzlaufenden Zinssätzen ist eine Zinssenkung um 25 Basispunkte noch zu rund 70 % eingepreist. Sowohl für Anleihen kürzerer als auch längerer Laufzeit stiegen die Renditen einige Basispunkte an.

 

 

Ifo-Index könnte weiter steigen

Seit Jahresbeginn ist der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts in jedem Monat gestiegen. Die LBBW geht davon aus, dass sich heute die Serie weiter fortsetzt. Zumindest stiegen gestern die HCOB Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und für den Dienstleistungssektor an, wenn auch nur leicht. Ebenfalls heute werden aus den USA vorläufige Daten zu den Auftragseingängen für langlebige Güter veröffentlicht. Der Wechsel der vergangenen Monate aus starken Anstiegen und starken Rückgängen dürfte sich auch im Juni fortgesetzt haben. Die Landesbank  Baden-Württemberg rechnet mit einem Minus von 10 % nach einem Plus von 16,4 % im Vormonat.

24.07.2025
US-Wirtschaft zeigt sich resilient

 

EZB dürfte Zinspause einlegen

Der EZB-Rat wird heute um 14.15 Uhr (MESZ) seinen Zinsentscheid verkünden. Die EZB hat ihren Einlagesatz im bisherigen Jahresverlauf von 3,0 % in vier Schritten auf 2,0 % heruntergeschleust. Prognosen zufolge wird die EZB auf ihrer heutigen Gremiensitzung beschließen, ihren Einlagesatz bei 2,0 % zu belassen. Es gab aus EZB-Kreisen im Vorfeld keine Andeutungen für eine weitere Leitzinssenkung auf der heutigen Ratssitzung. Die Inflationsrate im Euroraum belief sich im Juni auf 2,0 % und lag damit genau auf dem EZB-Inflationsziel. Da zudem die Experten des Eurosystems für das Jahr 2026 eine Euroraum-Inflationsrate von 1,6 % vorhersagen, gehen der allgemeine Konsens davon aus, dass die EZB im weiteren Jahresverlauf ihren Einlagesatz nochmals senken wird, und zwar von 2,0 % auf 1,75 %. Auch die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar ist als Argument für eine weitere EZB-Leitzinssenkung anzuführen. Die Veröffentlichung neuer EZB-Projektionen im September wäre ein guter Zeitpunkt für einen weiteren Lockerungsschritt.

 

Positive US-Stimmung 

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump schnellten in den Vereinigten Staaten die Indikatoren für die Stimmung der Unternehmen in Erwartung von Deregulierungen und Steuersenkungen in die Höhe. Doch kurz nach der Amtseinführung im Januar kippte die Stimmung der Unternehmen. Das erratische Agieren des Präsidenten bei dem von ihm vom Zaun gebrochenen Zollstreit verunsicherte die Unternehmen. Der Verband der US-Kleinunternehmer applaudierte nun wiederum dem US-Kongreß und dem Präsidenten für die Verabschiedung des OBBBA abgekürzten Gesetzespaketes. Ein wichtiger Bestandteil dieses Gesetzespakets ist die permanente Verlängerung der im Jahr 2017 beschlossenen Einkommenssteuersenkungen. Diese Senkungen wären andernfalls gegen Ende dieses Jahres ausgelaufen. Darüber hinaus enthält das Anfang Juli verabschiedete Gesetzespaket zusätzliche Steuererleichterungen, insbesondere für Kleinunternehmen. Diese Steuererleichterungen könnten mitursächlich dafür gewesen sein, dass sich in den Fed-Distrikten New York und Philadelphia die Stimmung der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ausweislich der Erhebung der jeweiligen regionalen Notenbank im Juli sprunghaft verbessert hat. Im Fed-Distrikt Richmond ist indes eine Verschlechterung der Stimmung zu verzeichnen gewesen. Weitere Hinweise zur Unternehmensstimmung dürfte der heute nachmittag zur Veröffentlichung anstehende S&P Global Einkaufsmanagerindex liefern. Aber schon jetzt läßt sich feststellen, dass die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft einmal mehr überrascht. Die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve in den Jahren 2023 und 2024, welche Ausdruck in einer Inversion der Zinsstrukturkurve fand, vermochte es nicht, die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten zu lassen. Nun hat es den Anschein, dass selbst die chaotische Zollpolitik von Donald Trump die US-Wirtschaft nicht vom Wachstumskurs abbringen kann.

 

Hoffnung auf ein EU-USA-Deal

Die Financial Times berichtete kurz vor Handelsschluß, dass ein Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU kurz vor dem Abschluß stehe. Das Handelsabkommen solle für Waren aus der EU US-Einfuhrzölle in Höhe von 15 % vorsehen. Darüber hinaus sollen einige Güter zollfrei eingeführt werden können. Der DAX legte nach dem Bekanntwerden der Nachricht zu und schloß mit 0,8 % im Plus.

23.07.2025
Angekündigter Zolldeal beflügelt Japan

 

Trump kündigt Zolldeal mit Japan an

US-Präsident Donald Trump verkündete gestern nach einem Treffen mit Japans oberstem Zollverhandler, dass es eine für die USA sehr gute Einigung gegeben habe. Demnach investiert Japan 550 Mrd. USD in den USA. Im Gegenzug wird der bisher angedrohte US-Zollsatz von 25 % für Importe aus Japan auf 15 % reduziert. Auch die für Japan bedeutenden Auto-Exporte sollen darin eingeschlossen werden. Dies beflügelte den japanischen Aktienmarkt, insbesondere Autowerte. Der Nikkei legte am heutigen Morgen um mehr als 3 % zu.

 

Risikospreads am Jahrestief

Während die Aktienmärkte an historischen Rekordniveaus notieren, befinden sich Risikospreads für Unternehmensanleihen in der Euro-Währung auf ihrem niedrigsten Stand seit Jahresanfang (Rückgang um fast 15 Bp. auf knapp über 80 Basispunkte, Hoch lag bei 115 Bp.). Dementsprechend liegen auch die Finanzierungskosten am unteren Rand des Jahres, was den Unternehmen zugutekommt.

 

Berichtssaison auch heute im Fokus

Am Nachmittag erscheint der vorläufige Juli-Wert für das Verbrauchervertrauen im Euroraum. Die LBBW rechnet mit einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vormonat, allerdings in weiterhin negativem Terrain (-15,3 Punkte waren es im Juni). Aus den USA werden die Verkäufe bestehender Häuser gemeldet: Die Anzahl dürfte wie im Vormonat bei ca. 4,0 Mio. landen. Mit deutlich größerer Spannung blicken die meisten Investoren auch heute auf die Berichtssaison, die in dieser Woche auf Hochtouren läuft. Gestern legten 31 Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Zahlen vor, neben Coca-Cola u.a. auch General Motors, Lockheed Martin und Texas Instruments. Heute berichtet nochmals eine Vielzahl von US-Firmen über das vergangene Quartal. Das größte Interesse dürfte auf Alphabet und Tesla fallen, aber auch die Zahlen etablierter US-Konzerne wie AT&T, IBM, Thermo Fisher und T-Mobile US sind von Bedeutung. Nachdem die Berichtswoche für Europa gestern mit den deutschen Konzernen SAP und Sartorius begann, folgen heute mit Iberdrola und UniCredit zwei Schwergewichte aus Südeuropa.

22.07.2025
Robuste US-Märkte in herausforderndem Umfeld

 

Robuste US-Märkte in herausforderndem Umfeld

Die US-Wirtschaft zeigt sich nach wie vor überraschend robust: Die Arbeitslosenquote bleibt landesweit niedrig, und die Inflation zeigt trotz internationaler Handelsspannungen keine besorgniserregenden Ausschläge. Dieses Bild unterstreicht, dass die Vereinigten Staaten selbst in einem herausfordernden globalen Umfeld auf einem soliden Fundament stehen.

Gestern wurden die US-Frühindikatoren für Juni veröffentlicht, die im Monatsvergleich um 0,3 % zurückgingen. Solche moderaten Schwankungen sind in Wirtschaftszyklen ganz normal und spiegeln kurzfristige Anpassungen wider, nicht jedoch einen grundlegenden Abschwung.

Mit aktuell 98,8 Punkten liegt der Index zwar auf dem niedrigsten Stand seit 2015, doch trotz dieses Rückgangs untermauern andere Konjunktur- und Unternehmenskennzahlen die Stabilität der US-Wirtschaft. Vielmehr bietet das gegenwärtige Umfeld gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Erholung und künftiges Wachstum.

 

Handelsstreitigkeiten und kein Ende

Der deutsche Aktienindex DAX beendete den gestrigen Handel mit einem Plus von 0,1 %. Der breit gefasste europäische Stoxx 600 verlor in gleicher Größenordnung. Beachtung fand das Geschehen am Rentenmarkt. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen gab im Handelsverlauf acht Renditestellen ab. Eine so heftige Bewegung hatte es zuvor letztmalig im April gegeben, im zeitlichen Umfeld des Liberation Day.

Diskutiert wurde gestern am Finanzmarkt die Möglichkeit eines Scheiterns der aktuell laufenden Unterredungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten zum bilateralen Handel. Diese Diskussionen dürften heute weitergehen. Interessante Makrozahlen stehen ansonsten aktuell nicht auf dem Kalenderblatt.

21.07.2025
DAX stoppt kurz vor Rekordhoch

 

Hoffnung auf Zoll-Kompromiss prägt die Märkte

Zum Schluss einer volatilen Handelswoche nahm der deutsche Leitindex DAX erneut Kurs auf sein Allzeithoch. Temporär lag er nur knapp unter seiner historischen Bestmarke von 24.639 Zählern. Rückenwind lieferten erfreuliche Unternehmensbilanzen sowie Wirtschaftsdaten aus den USA. Doch letztendlich beendete der DAX am Freitag den Handel mit einem Minus von rund 0,3 % und blieb auf Wochensicht so gut wie unverändert (+0,1 %). In Summe blieb die Marktstimmung trotz geopolitischer Unsicherheiten von Optimismus geprägt. Dieser speist sich aus der Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU. Die Mehrheit der Marktteilnehmer scheint demnach an eine Eskalation des Konflikts nicht zu glauben und setzt auf Verhandlungen. Am Freitag veröffentlichte die Zeitung "Financial Times" einen Bericht, wonach Trump sich für Zölle von mindestens 15 bis 20 % gegen die EU starkmacht. Auf der politischen Bühne drängt der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz auf eine Einigung mit möglichst niedrigen Zollsätzen. Eine Null-Zoll-Lösung hält er jedoch für unrealistisch. Gleichzeitig arbeitet die EU-Kommission offenbar intensiv daran, die Verhandlungen auf der Zielgeraden voranzutreiben.

 

Aufschwung am Bau bleibt noch aus

Der Wohnungsbau in Deutschland kommt aktuell nicht von der Stelle. Im Mai sind rund 5 % weniger Baugenehmigungen erteilt worden als im Vorjahresmonat. Grünes Licht gab es somit für den Bau von 16.800 Wohnungen, wie Destatis am Freitag mitteilte. Seit Jahresanfang wurden insgesamt 90.700 Wohnungen genehmigt. Das waren fast 2 % mehr als im gleichen Zeitraum 2024. Im etwas längeren Vergleich ist der Wohnungsbau einer Analyse des Analysehauses Bulwiengesa und des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) zufolge drastisch eingebrochen. Zwischen Ende 2022 und der Jahresmitte 2025 sei die Zahl der Baustarts um 85 % gesunken. Das geht aus dem "Development Monitor" hervor. Bulwiengesa rechnet in diesem Jahr mit weniger als 200.000 fertiggestellten Neubauwohnungen. Der tatsächliche Bedarf liegt laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung bei mindestens 320.000 Wohnungen pro Jahr. Es bleibt für die nächsten Monate abzuwarten, inwiefern der von der Bundesregierung geplante Bau-Turbo mit vereinfachten Genehmigungsverfahren bzw. Änderungen im Baugesetzbuch in den Statistiken erkennbar sein wird.

 

Berichtssaison ist in vollem Gange

In den USA gewähren heute Verizon und NXP Semiconductors Einblicke in ihre Quartalsberichte. Ab Dienstag jagt dann ein Bericht den anderen. Hervorzuheben sind Danaher, Coca-Cola, Lockheed Martin, General Motors und Texas Instruments. Am Mittwoch stechen Tesla und Alphabet besonders hervor, aber auch die Zahlen von IBM, AT&T, Thermo Fisher, Boston Scientific, NextEra Energy, ServiceNow oder T-Mobile US dürften für den einen oder anderen Anleger interessant sein. Am Donnerstag berichten unter anderem Blackstone, Honeywell International und Union Pacific. Diesseits des Atlantiks beginnt die Berichtswoche mit SAP und Sartorius am Dienstag. Für den Donnerstag gibt es besonders viele Ankündigungen: Diese reichen von BNP Paribas, Nokia, TotalEnergies über die Deutsche Bank und MTU bis hin zur Deutschen Börse und LVMH. Zum Abschluss der Woche folgen unter anderem Volkswagen und ENI. Neben Unternehmenszahlen erwarten uns einige Konjunkturindikatoren. Zum Konsumklima in Deutschland gibt die GfK am Donnerstag einen ersten Ausblick in den August. Zudem werden die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und den Euroraum veröffentlicht. Am Freitag veröffentlicht dann das ifo Institut den viel beachteten Geschäftsklimaindex. 

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Disclaimer: Hierbei handelt es lediglich um allgemeine Marktinformationen. Diese wurden von der Hypo Vorarlberg erstellt und beruhen auf allgemein zugänglichen öffentlichen Informationen, welche die Hypo Vorarlberg als zuverlässig erachtet. Die in dieser Publikation enthaltenen Empfehlungen sind nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

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