KONZERNLAGEBERICHT 72
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COMPLIANCE UND VERMEIDUNG VON GELDWÄSCHEREI
Die Compliance-Abteilung der Hypo Vorarlberg ist direkt dem Vorstand
unterstellt und hat als Aufgaben die Überwachung der Einhaltung der
gesetzlichen Bestimmungen im aufsichtsrechtlichen Bereich, insbeson-
dere des Bankwesengesetzes, des Wertpapieraufsichtsgesetzes, des Bör-
segesetzes sowie des Finanzmarkt Geldwäschegesetzes (FM-GwG) zur
Verhinderung von Geldwäscherei.
Compliance
Alle Mitarbeiter sind verpflichtet, die Bestimmungen der Compliance-
Richtlinie der Hypo Vorarlberg einzuhalten. Die Grundlagen für dieses
Regelwerk finden sich im Standard Compliance Code der Kreditwirt-
schaft sowie im Wertpapieraufsichtsgesetz und im Börsegesetz. Die Ein-
haltung der Regelungen wird durch regelmäßig dokumentierte Prüfun-
gen sichergestellt. Neu eintretende Mitarbeiter erhalten im Rahmen der
Hypo Basics, die in der Regel an den ersten beiden Tagen des ersten Ar-
beitsmonates stattfinden, eine umfassende Einschulung. Alle Mitarbeiter
werden laufend geschult, müssen jährlich einen Kurztest absolvieren
und werden zudem bei Änderungen entsprechend informiert.
Die Compliance-Abteilung führt regelmäßig eine Evaluierung im Hinblick
auf die Einhaltung der Bestimmungen der Richtlinie über Märkte für Fi-
nanzinstrumente (MiFID II) samt Verordnungen, welche auch im Wert-
papieraufsichtsgesetz umgesetzt wurde, durch und setzt gemeinsam mit
den Fachabteilungen allfällige notwendige Änderungen um. Diese Rege-
lungen dienen dem Anlegerschutz und der Effizienz und Integrität des
Marktes. Auch hier werden regelmäßig dokumentierte Kontrollen durch-
geführt.
Vermeidung von Geldwäscherei
Die Hypo Vorarlberg hat das Ziel, im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit
jegliche Formen der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung zu ver-
hindern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Rahmen der Geldwä-
scherei-Prüfung drei EDV-Programme und weitere Prüfungen eingesetzt.
Diese unterstützen die Mitarbeiter einerseits bereits bei der Kundenein-
stufung im Rahmen des Geldwäscherei-Risikos, andererseits geben sie
Hinweise auf verdächtige Zahlungen. Zudem wird damit den gesetzli-
chen Verpflichtungen der Embargoprüfung und der Prüfung auf politisch
exponierte Personen entsprochen.
Alle Mitarbeiter absolvieren ein umfangreiches Lernprogramm, in dem
sie über die gesetzlichen Bestimmungen und Verdachts-
momente zur Verhinderung von Geldwäscherei und Terrorismus-
finanzierung aufgeklärt werden. Zudem erhalten alle neu eintretenden
Mitarbeiter in der Grundeinführung eine Schulung. Zur Auffrischung ist
von allen Mitarbeitern mit Kundenkontakt jährlich ein Test zu absolvie-
ren. In weiteren Schulungen werden die Mitarbeiter zu besonderen
Bestimmungen und über Typologien der Geldwäscherei unterrichtet, da-
mit verdächtige Geschäftsfälle erkannt werden können. Zudem finden in
den Geschäftsstellen regelmäßige Kontrollen unter anderem durch die
Interne Revision statt.
DATENVERARBEITUNG/IT
Die Hypo Vorarlberg hatte zusammen mit anderen österreichischen Kre-
ditinstituten große Teile ihrer IT-Systeme
an das ARZ (Allgemeines Re-
chenzentrum GmbH) in Innsbruck ausgelagert. Als Kompetenzzentrum
für IT-Leistungen im Bankenbereich unterstützte das ARZ wesentliche
Geschäftsprozesse der angeschlossenen Banken, von denen die meisten
zugleich auch Eigentümer mit unterschiedlichen Anteilen waren.
Im Mai 2022 haben die Eigentümer des ARZ dieses Kerngeschäft des ARZ
bzw. die entsprechenden Assets zur Erbringung der IT-Leistungen für die
Banken an die Accenture GmbH (Accenture) verkauft. Der Verkauf stand
unter dem Vorbehalt, dass die Kunden des ARZ und damit auch die Hypo
Vorarlberg einen neuen Kundenvertrag mit Accenture abschließen. Dies
ist Ende August 2022 erfolgt, der neue Kundenvertrag der Hypo Vorarl-
berg mit Accenture ist am 1. Dezember 2022 wirksam geworden. Seit
diesem Zeitpunkt bezieht die Hypo Vorarlberg alle IT-Leistungen, die
über das ARZ bezogen worden sind, in gleicher Weise von Accenture.
Die Strategie der Hypo Vorarlberg ist auch mit dem neuen Auslagerungs-
partner Accenture unverändert, nämlich wesentliche IT-Leistungen in ei-
nem Bankrechenzentrum mit anderen Banken zu bündeln, um Skalenef-
fekte und Synergien zu generieren und technologische
Effizienzpotenziale zu sichern. Zugleich verringert die Bank damit die
Komplexität ihrer eigenen IT-Infrastruktur,
sie kann ihre eigenen IT-Res-
sourcen auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Accenture hat sich im Kundenvertrag verpflichtet, Banking-as-a-Service
Leistungen zu erbringen. Die Leistungserbringung muss regulatorisch
konform erfolgen und ist dem Stand der Technik entsprechend aktuell zu
halten. Die Assets des ARZ zum Betrieb des Rechenzentrums wurden von
der Accenture-Tochter TiGital (TiGital) übernommen. Zentrales System
im TiGital Rechenzentrum für das tägliche Bankgeschäft ist, wie schon im
ARZ, die Softwarelösung ARCTIS, ergänzt um Standardlösungen wie
GEOS, SAP,
B+S usw. TiGital verantwortet den Betrieb der Kernbanksys-
teme und der IT-Infrastruktur.
Darüber hinaus ist ein wesentlicher Teil des neuen Kundenvertrags mit
Accenture ein umfangreiches Investitionsprogramm zur Modernisierung
der IT-Systeme im übernommenen Rechenzentrum. Accenture wurde
auch deshalb als neuer Partner gewählt, weil Accenture selbst einen Teil
dieser Investitionen tragen wird sowie als großer internationaler IT-Pro-
vider über die notwendige Expertise und Ressourcen verfügt, die Errei-
chung der Modernisierungsziele sicherzustellen. Die wichtigsten Investi-
tionsprogramme betreffen die Bereiche Sicherheit, Finanz- und Risikoar-
chitektur und Kollaborationssysteme sowie die Befähigung zur Nutzung
von Clouddiensten und die Öffnung des Kernbanksystems über Schnitt-
stellen.
In der Hypo Vorarlberg selbst wurden bereits 2020 die IT- und Digitalisie-
rungs-Kompetenzen in einem neu formierten IT-Bereich gebündelt.
Durch diese Zusammenlegung wird der wachsenden strategischen Be-
deutung der IT für das Bankgeschäft Rechnung getragen. Die Bündelung
der Kompetenzen steigert nicht nur die Betriebseffizienz, sondern es sol-
len in Zukunft von der IT maßgebliche Impulse für die digitale Transfor-
mation der Bank ausgehen. Mit über 60 hoch qualifizierten Mitarbeitern
verfügt die Hypo Vorarlberg IT über die Ressourcen, um den Auslage-
rungspartner Accenture zu steuern, auf die Herausforderungen der Digi-
talisierung zu reagieren, Risiken zu erkennen und Chancen zu nutzen.
2021 wurde dazu eine neue IT-Strategie verabschiedet. Im Zentrum die-
ser Strategie steht das Verständnis, dass im Zeitalter der Digitalisierung
gerade im Finanzbereich die IT eine zentrale Rolle als Business Enabler
spielt, so auch in der Hypo Vorarlberg. Dieser Wandel vom internen
Dienstleister zum Business Partner auf Augenhöhe geht einher mit der
Etablierung einer agilen Haltung nebst der Einführung entsprechender
agiler Werkzeuge.
Ebenfalls Teil der IT-Strategie
ist die konsequente Weiterentwicklung der
IT-Systeme – sowohl der bankeigenen Systeme
als auch der Systeme von
Accenture über die bereits erwähnten Investitionsprogramme. Für ihre
eigenen IT-Lösungen hat die Hypo Vorarlberg in ihrer IT-Strategie
grund-
sätzliche eine stärkere Nutzung der Cloud formuliert. Hier gilt es im kom-
menden Jahr auszuloten, was die strikten regulatorischen Rahmenbedin-
gungen zulassen und welche Anwendungen für einen Cloud Betrieb ge-
eignet sind.
Von den zahlreichen Change-the-Bank Projekten des Jahres 2022, in der
Regel bis November 2022 in Zusammenarbeit mit dem ARZ, sind bei-
spielhaft folgende zu nennen:
◾
Die Planung zu einer Modernisierung der Systeme zur Bank-
steuerung in einem für mehrere Jahre angelegtem Programm
„Integrierte Finanz- und Risikoarchitektur“, beginnend mit
der Planung zur Umstellung von SAP R/3 auf SAP R/4HANA.
◾
Die Modernisierung der Digitalisierungsarchitektur mit dem
Aufbau des „Digital Backbone“ inklusive der Umstellung von
Anwendungen auf eine Betriebsinfrastruktur, die auf moder-
ner Cloud-Technologie basiert.
◾
Nach wie vor haben regulatorisch getriebene Projekte einen
erheblichen Anteil am Change-the-Bank Portfolio, beispiel-
haft zu nennen sind hier BASEL IV, der EU-Aktionsplan zur Fi-
nanzierung nachhaltigen Wachstums und TARGET2-Securi-